Vertrauensärzte: Wo kommt schlechter Atem her?

Vertrauensärzte: Wo kommt schlechter Atem her?

Mundgeruch - viele bemerken ihn bei sich selbst gar nicht. Worin stecken die Ursachen und wie kann man ihn am besten bekämpfen? Unser Vertrauensarzt Professor Rainald Knecht weiß Rat.

Rothaarige Frau macht Atemübungen© Goodshoot/Thinkstock
Vertrauensärzte: Wo kommt schlechter Atem her?

Vor einigen Wochen kam eine junge Patientin mit Halsschmerzen in meine Sprechstunde. Als ich sie untersuchte, musste ich kurz die Luft anhalten. Äußerlich wirkte sie sehr gepflegt, aber ihr Atem roch etwas streng. Offenbar hatte sie noch niemand darauf aufmerksam gemacht. Denn als ich sie darauf ansprach, wurde sie rot. „Wie peinlich“, sagte sie. „Ich habe mir doch vor einer halben Stunde die Zähne geputzt!“ Auf Anhieb war die Frage nach der Ursache nicht zu beantworten. Denn Halitosis, wie Mundgeruch medizinisch heißt, kann viele Gründe haben.

Oft sind Bakterien das Problem

Für uns Ärzte kann eine genaue "Schnüffeldiagnose" deshalb aufschlussreich sein. So kann ein süßlicher Atem auf ein Leberproblem hinweisen. Zuckerkrankheit kann sich durch einen Geruch nach Nagellackentferner gepaart mit faulen Äpfeln bemerkbar machen. Nierenkranke verströmen oft ein säuerliches, harnähnliches Aroma. Und auch Hals-Nasen-Ohren-Probleme wie chronischer Schnupfen, Nasenpolypen oder Nebenhöhlenentzündungen verströmen ihren ganz eigenen Geruch. Der kommt jedoch meist aus der Nase. Bei meiner sehr schlanken und ansonsten gesunden Patientin hatte ich eher den Verdacht, dass sie eine Diät macht. Insbesondere bei sogenannten Low-Carb-Diäten, die vorwiegend aus Eiweiß, also Fleisch, bestehen, entsteht häufig strenger Mundgeruch. Aber sie berichtete mir, dass sie sich ganz normal und ausgewogen ernährt. Ich gab ihr also den Rat, zum Zahnarzt zu gehen. In 90 Prozent aller Fälle sind nämlich Bakterien im Mundbereich die Ursache für üblen Atem. Die Mikroben kleben in Zahnfleischtaschen, defekten Füllungen oder anderen mit der Bürste kaum erreichbaren Stellen. Dort zersetzen sie Eiweiße aus Nahrungsresten und produzieren dabei Schwefelgase. Zahnärzte können diese Schlupfwinkel aufstöbern und das Gebiss in der Regel in drei Sitzungen sanieren. Zwei Wochen später schickte mir meine nette, junge Patientin einen Blumenstrauß mit Karte: „Danke für den Zahnarzt-Tipp. Liebe Grüße, die Patientin mit dem (jetzt) zauberhaften Atem.“

Prof. Rainald Knecht Der Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des UKE Hamburg ist Spezialist u. a. für Plastik/Ästhetik und Allergien. Sein Wahlspruch: „Letztlich gilt: Wer heilt, hat recht“

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