
Richtig Tapen gegen den Schmerz
Kenzo Kase war noch nicht zufrieden. Ende der siebziger Jahre versuchte der japanische Chiropraktiker, den Effekt seiner Behandlungen mit einfachen medizinischen Bandagen zu verstärken, aber viel brachte das nicht. Dann kam ihm eine Idee für etwas ganz Neues: Was würde passieren, wenn er elastische Bänder auf den Körper klebte, die bei jeder Bewegung die Haut behutsam dehnten? Seine Experimente zeigten Wirkung. Das Kinesiologie-Taping war erfunden, abgeleitet vom griechischen „kinesis“, das heißt Bewegung, und von „tape“, dem englischen Wort für Klebeband. Heute setzen Physiotherapeuten und Orthopäden die Tapes zur Behandlung vieler Erkrankungen ein, von Migräne, Kopfschmerz und Menstruationsbeschwerden über Verspannungen von Schultern und am Rücken, speziell der Halswirbelsäule bis zu Arthrose, Bandscheibenvorfällen, bei Problemen mit dem Sprunggelenk, der Kniescheibe, Achillessehne und Schäden im Knie am Meniskus.
WIE KOMMT DIE WIRKUNG ZUSTANDE?
Der Sportmediziner Siegfried Breitenbach ist Physiotherapeut der deutschen Triathlon-Nationalmannschaft. Er begann, mit Kinesiologie-Tapes zu arbeiten, nachdem er sie im Jahr 2000 als Mitglied des deutschen Teams bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney an asiatischen Sportlern gesehen hatte. „Wir wissen heute, dass solche Tapes auf die Haut einen Reiz ausüben, der über Nervenleitungen auf innere Organe wirkt“, erklärt Breitenbach. „Diese Signale können auch die Schmerzsysteme von Gehirn und Nerven beeinflussen und so den Schmerz lindern.“
BINNEN STUNDEN BEGINNT DIE WIRKUNG DER TAPES
Doch die Streifen aus Baumwolle, die mit einem hautfreundlichen Acrylkleber beschichtet sind, wirken auch direkt vor Ort: Sie entlasten Muskeln, Sehnen und Gelenke und lassen so den Schmerz abklingen.

Die Behandlung mit Kinesiotapes kostet zwischen 10 und 30 Euro pro Anwendung. Gesetzliche Krankenkassen bezahlen sie aber nur selten, einige private erstatten die Kosten. Zwar sind die Bänder im Handel frei erhältlich, doch ist es sinnvoll, sie von einem Experten aufkleben zu lassen. „Ein Facharzt muss eine solide Diagnose stellen, um sagen zu können, ob das Taping die richtige Behandlungsform ist und wie die Streifen angebracht werden müssen“, betont der Lübecker Orthopäde Christian Hauschild, der täglich rund zehn Patienten mit den Tapes versorgt. „Außerdem muss der Patient oft eine bestimmte Haltung einnehmen, um den Muskel zu dehnen, bevor das Tape aufgebracht wird. Das kann man in der Regel nicht selbst machen.“
TAPINGS SORGEN FÜR SANFTE DAUERMASSAGE
„KLEB DEN SCHMERZ EINFACH WEG“ Mit ausführlichen Erklärungen zur Anatomie und Behandlung vieler Krankheiten (von Klaus Groth, Herbig Verlag, 208 Seiten, 19,90 Euro).
www.kinesiotaping.de Unter „Therapeutenliste“ finden Sie über Ihre Postleitzahl Physiotherapeuten in Ihrer Nähe, die Kinesiotaping anwenden.
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