
Allergien nicht ignorieren
Es ist wirklich zum Heulen: Alles, was schön ist, kann Allergikern die Tränen in die Augen treiben. Rosen und Welpen, Nusstorte und Nickelknöpfe, Haarspray und Hotelbetten – es gibt kaum etwas, das ihre Körperabwehr nicht zum Ausflippen bringt. Mindestens jeder Vierte reagiert überempfindlich auf Allerweltsstoffe wie Pollen, Hausstaub, Nahrungsmittel oder Tierhaare. Die Nase läuft, die Augen schwellen zu, die Haut juckt. Denn bei der intensiven Reaktion auf die Allergieauslöser (Allergene) produziert der Körper unter anderem das Hormon Histamin. Zu viel davon kann Entzündungen anfeuern. Über die Ursachen spekulieren Wissenschaftler seit Langem. Eine Theorie ist die Dschungelhypothese: In unserer sauberen Welt langweilt sich das Immunsystem wie der Steinzeitjäger ohne Säbelzahntiger. Mangels echter Krankheitserreger beginnt es eines Tages, alle möglichen harmlosen Substanzen zu bekämpfen.
Fatalerweise haben die meisten Allergien die Tendenz, sich zu verschlimmern, wenn man sie ignoriert. „Aus länger bestehendem Heuschnupfen kann sich nicht nur allergisches Asthma entwickeln“, warnt Prof. Torsten Zuberbier, Sprecher des Allergie-Centrums an der Charité Berlin. „In der Hälfte der Fälle besteht auch die Gefahr einer Kreuzallergie zu Nahrungsmitteln. Darunter versteht man, dass das Immunsystem auf chemisch ähnlich aussehende, aber nicht unbedingt verwandte Stoffe allergisch reagiert. Das häufigste Beispiel sind Birkenpollenallergiker, die auf Äpfel allergisch reagieren.“ Mediziner raten deshalb den Betroffenen, zumindest die Symptome zu bekämpfen, denn es gibt sieben besonders effektive Strategien, die wir Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen:
Behandlung: Antihistaminika bei Heuschnupfen
Diese Medikamentengruppe gehört zu den wirksamsten Mitteln gegen die Symptome von Allergien. Sie unterdrücken nämlich die Wirkung der Histamin-Überflutung. Einige können zudem Entzündungsprozesse stoppen. Es gibt sie als Tabletten, Augen- oder Nasentropfen, Salben und Aerosole zum Inhalieren. Man kann sie ohne Rezept in der Apotheke kaufen oder sich verordnen lassen. Welches Antihistaminikum für wen? Das sollte man ausprobieren – am Besten in Zusammenarbeit mit einem Allergologen. Da es eine Fülle von Präparaten gibt, findet sich für fast jeden Patienten eines, bei dem die Nebenwirkungen (z.B. Müdigkeit) gegen null gehen.
Tipp: Antihistaminika frühzeitig nehmen: Viele brauchen etwa eine halbe Stunde, bis sie wirken.
Kortison und Akupunktur
Kortison
Der schnelle Helfer – zu Unrecht in Verruf geraten
Diesen chemischen Nachbau der körpereigenen Entzündungshemmers Kortisol gibt es schon seit Jahrzehnten. Sein Vorteil: Er wirkt schnell und effektiv. Bei akuten und besonders heftigen allergischen Reaktionen ist Kortison oft die einzige Hilfe. Ältere, hoch dosierte Präparate brachten den Wirkstoff in Verruf. Sie konnten starke Nebenwirkungen verursachen, etwa Wassereinlagerungen im Gewebe (erkennbar am „Mondgesicht“) sowie erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. „Viele Patienten haben immer noch Angst vor diesen Nebenwirkungen“, weiß Prof. Ludger Klimek, Leiter des Allergiezentrums Wiesbaden. „Bei den modernen Arzneien, vor allem bei kurzzeitiger Anwendung und Verabreichung als Spray, Inhaliermittel oder Salbe, ist das in der Regel unbegründet. Diese Mittel werden sehr gut von den Schleimhäuten aufgenommen. Bei richtiger Anwendung schadet Kortison nicht. Ganz im Gegenteil: Es schützt vor Gewebsschädigungen durch die Allergie.“ Viele Kortison-Medikamente kann der Arzt verschreiben. Sie werden dann von den Kassen erstattet.
Am besten wirken die Präparate zwischen 6 und 8 Uhr morgens. Um diese Zeit läuft die körpereigene Kortisolproduktion auf Hochtouren.
Akupunktur
Umso erfolgreicher, je früher man mit der Therapie beginnt

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- Seriöse Akupunktur-Experten finden Sie im Internet unter www.daegfa.de/PatientenPortal/Home.aspx
- Die Naturheil-Abteilung der Uniklinik Freiburg erreichen Sie unter der Telefonnummer 07 61/2 70-82010.
Immuntherapie und Homöopathie
Immuntherapie
Die Impfung gegen Allergien hilft 90 Prozent aller Patienten
Durch die Immuntherapie wird die Überempfindlichkeit gegenüber den Allergieauslösern allmählich abgebaut. Die Idee dahinter: Präsentiert man dem Immunsystem immer wieder winzige Mengen dieser Substanzen, gewöhnt es sich daran und stellt seine krankhafte Reaktion darauf schließlich ein. Es gibt die „spezifische Immuntherapie“ (SIT) jetzt schon gegen Pollen, Schimmelpilze, Insektengift und Tierhaare. Wissenschaftler der Charité-Universitätsmedizin Berlin entwickeln gerade eine Impfung gegen die weit verbreitete Erdnussallergie. Dort wird auch getestet, ob Vitamin D die Wirkung einer Immuntherapie bei Gräserpollen beschleunigen kann. Die meisten Patienten, die sich für eine solche Impfung entscheiden, brauchen nämlich viel Geduld.
Die klassische SIT beginnt mit vier bis sieben wöchentlichen Injektionen beim Arzt. Nach dieser sogenannten Grundimmunisierung wird alle vier bis sechs Wochen weiter gespritzt – insgesamt drei Jahre lang. Speziell für Heuschnupfen-Patienten gibt es eine Kurzzeit-Immunisierung über einen Zeitraum von sechs Wochen mit sieben Spritzen sowie eine Immuntherapie mit der „Gräsertablette“ ohne Spritzen. Mit der „Cluster-Immuntherapie“ schafft man die Grundimmunisierung innerhalb von zwei bis vier Behandlungs tagen. Sie wird aber nur in wenigen Allergie-Zentren angeboten. Die Erfolgsquote der Impfungen liegt bei mehr als 90 Prozent, wenn man nur gegen einen Stoff allergisch ist. Bei Mehrfachallergien (z.B. auf Pollen und Staubmilben) wirkt sie immerhin in 70 bis 80 Prozent der Fälle.
Immuntherapien gehören heute zum Standardprogramm jedes Allergie- Arztes. Infos und Expertensuche gibt es beim Ärzteverband Deutscher Allergologen e.V., www.aeda.de.
Homöopathie
Dem Körper dabei helfen, sich selbst zu heilen
Obwohl die Wissenschaft bisher keine Erklärung dafür finden konnte, profitieren bis zu 70 Prozent der Heuschnupfen-Patienten von Homöopathie. Die Anregung der Selbstheilungskräfte kann auch bei anderen Allergien die Symptome mildern und auf Dauer sogar die Allergieneigung verringern. Rezeptfrei in der Apotheke gibt es etwa „Heuschnupfenmittel DHU“ als Tabletten oder Tropfen. Es wirkt auf den gesamten Symptom-Komplex wie tränende Augen, Niesen, Juckreiz. Wer seine Allergie langfristig und gezielt homöopathisch behandeln lassen möchte, sollte zu einem erfahrenen Experten gehen. Adressen gibt es beim Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte, www.dzvhae.com.
Homöopathische Mittel kann man gefahrlos mit anderen Therapien kombinieren. Es kann sinnvoll sein, sie auszuprobieren.
Mentales Training und Heilkuren
Mentales Training
Anti-Aggressions-Übungen für das Abwehrsystem unseres Körpers
Seelische Faktoren wie Stress und Ängste können Allergien zwar nicht allein verursachen, jedoch verschlimmern. Mentale Therapien wie autogenes Training, Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga oder Meditation entspannen nicht nur, sondern normalisieren auch die Funktion des Abwehrsystems. Studien belegen das insbesondere bei allergischen Reaktionen der Haut. In einer Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums, die Auswirkungen von Entspannungstechniken auf Neurodermitiker untersuchte, zeigte sich: Nach einigen Monten Anti-Stress-Training gingen bei den meisten Teil nehmern die Entzündungen zurück, der Juckreiz nahm ab, und die Patienten kamen mit weniger Medikamenten aus. Krankenkassen und Volkshochschulen bieten günstig Kurse an. Kosten: 50 bis 70 Euro (vier Übungsstunden).
Auch Hypnose kann Allergie-Symptome abschwächen, zeigte eine Studie der Uni Basel. Adressen von seriösen Hypnotherapeuten gibt es bei der Milton Erickson Gesellschaft, www.meg-hypnose.de.
Heilkuren
Das Immunsystem zur Ruhe kommen lassen
Gesundheitsurlaub tut vor allem Menschen mit Heuschnupfen, allergischem Asthma und Neurodermitis gut. Oft gibt es sogar Zuschüsse von den Kassen. Die Kurorte liegen am Meer oder in den Bergen über 2000 Meter Höhe. Dort ist die Luft frei von Pollen und anderen Schadstoffen. Das Immunsystem kann zur Ruhe kommen. Studien belegen, dass der Effekt auch nach der Rückkehr nach Hause oft mehrere Wochen anhält.
Allergikerfreundliche Kurorte und Hotels: www.ecarf.org.
