Lernen, loszulassen: Mit diesen Tipps und Übungen fällt es leichter

Jemanden loszulassen, ist schwer und schmerzhaft. Dennoch manchmal unumgänglich. Sie möchten lernen, loszulassen? Unseren Tipps und Übungen helfen.

zwei Hände lassen einander los

Lernen, loszulassen, ist schwer. Wir haben Tipps und Übungen für Sie.

© Foto: Youssef Naddam/Unsplash

Loslassen – ein Begriff, der oft leichter gesagt als getan ist. Doch warum fällt es uns so schwer, Menschen oder Situationen hinter uns zu lassen? Und wie können wir lernen, diesen Prozess aktiv zu gestalten? Wir geben Ihnen Antworten und praktische Tipps und Übungen, um das Loslassen zu erleichtern.

Lernen, loszulassen mit diesen praktischen Tipps

Wie gelingt das Loslassen? Wichtig zu wissen: Loslassen ist ein Prozess. Eine Ablösung von einer Person oder einer Situation geschieht nicht über Nacht. Seien Sie sich dessen bewusst, bleiben Sie geduldig und arbeiten Sie sich in kleinen Schritten voran.

1. Akzeptieren Sie die Situation

Der erste Schritt zum Loslassen ist die Akzeptanz. Versuchen Sie, die Dinge so zu sehen, wie Sie tatsächlich sind – und nicht so, wie Sie sich es wünschen würden. Verdrängen Sie Ihre Gefühle darüber nicht, sondern erlauben Sie sich, traurig oder wütend zu sein.

2. Reden Sie darüber

Vielen Menschen hilft es, ihre Gefühle mit vertrauten Personen zu teilen. Auch, wenn das nicht direkt das Problem löst, kann es helfen, die Belastung zu verringern. Zudem verarbeiten Sie Erlebtes so besser und können Dinge eventuell von einer anderen Perspektive betrachten.

3. Schreiben Sie einen Abschiedsbrief

Abschiedsrituale helfen der Psyche, mit etwas abzuschließen. Schreiben Sie zum Beispiel einen Abschiedsbrief. In einem Brief können Sie all das ausdrücken, was Sie an die betroffene Person noch loswerden möchten. Sie können den Brief anschließend auch verbrennen oder zerreißen.

4. Kümmern Sie sich um sich selbst

Loslassen ist schwer! Seien Sie nicht zu hart mit sich selbst. Bleiben Sie geduldig, gönnen Sie sich ausreichend Ruhe und tun Sie sich regelmäßig etwas Gutes.

5. Lassen Sie Erinnerungen los

Wohl einer der schwierigsten Schritte: Erinnerungen loslassen. Das bedeutet nicht, schöne Momente zu verdrängen. Allerdings sollten Sie versuchen, Erinnerungen aus Ihrem Alltag zu reduzieren. Räumen Sie auf und entfernen Sie Gegenstände, die Sie an die Person erinnern, die Sie loslassen möchten.

6. Die Zukunft gestalten

Ein großer Faktor beim Loslassen ist es, weiterzumachen! Sie haben in Ihrem Leben noch so viel vor sich, das Sie frei gestalten können. Schaffen Sie neue Erinnerungen und Momente in Ihrem Leben. Entdecken Sie neue Hobbys, Aktivitäten, Orte und Personen, die Ihnen Freude bereiten.

7. Suchen Sie professionelle Hilfe

Wenn Sie das Gefühl haben, alleine nicht zurechtzukommen, zögern Sie nicht, einen Therapeuten aufzusuchen.

Lernen, loszulassen: Übungen 

Sie wünschen sich praktische Übungen, die Ihnen beim Loslassen helfen? Wir geben Ihnen drei Beispiele mit an die Hand.

Visualisierung: Stellen Sie sich vor, wie Sie die belastende Situation im wahrsten Sinne des Wortes mit Ihren Händen loslassen und diese wie einen Luftballon in den Himmel steigen sehen.

Achtsamkeit: Konzentrieren Sie sich auf den gegenwärtigen Moment. Atmen Sie ruhig und tief. Lassen Sie den Gedanken an die Vergangenheit bewusst los. Denken Sie nun an etwas Schönes in Ihrem Leben.

Dankbarkeitstagebuch: Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, für die Sie heute dankbar sind. Das können selbst kleine Situationen sein, etwa, dass der Postbote Ihr Paket in den 3. Stock gebracht hat. So trainieren Sie Ihr Gehirn darauf, die positiven Dinge in Ihrem Leben wahrzunehmen und sich auf die Gegenwart zu fokussieren.

Denken Sie daran: Loslassen ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Seien Sie geduldig mit sich selbst und feiern Sie jeden kleinen Erfolg. Wenn Sie langfristig unter der Situation leiden, sollten Sie sich nicht scheuen, professionelle psychologische Beratung zu suchen.

Lernen, loszulassen in spezifischen Situationen

Sie wünschen sich Hilfe beim Loslassen einer bestimmten Person? Wir geben Ihnen Tipps für spezifische Situationen mit auf den Weg.

Eine Beziehung loslassen

Eine vergangene Beziehung loszulassen, kann extrem schmerzhaft und schwer sein. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen.

Rituale: Entwickeln Sie ein Abschiedsritual, das Ihnen hilft, einen Schlussstrich zu ziehen. Das kann das Löschen von gemeinsamen Fotos sein, das Verschenken von Geschenken oder das Schreiben eines Abschiedsbriefes.

Neue Routinen: Schaffen Sie sich bewusst neue Routinen, die Sie nicht mehr an die alte Beziehung erinnern. Treffen Sie neue Freunde, entdecken Sie neue Hobbys oder besuchen Sie Orte, die Sie noch nicht kennen. Seien Sie offen für Neues!

Selbstfürsorge: Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst und tun Sie Dinge, die Ihnen guttun. Verwöhnen Sie sich zum Beispiel mit einem schönen Bad, gehen Sie spazieren oder lesen Sie ein gutes Buch. 

Einen geliebten Menschen loslassen

Ob nach einem Todesfall, einer emotionalen oder räumlichen Distanzierung: Einen geliebten Menschen loszulassen, ist wohl eine der schwersten Herausforderungen des Lebens. Diese Tipps können Ihnen hoffentlich Unterstützung bieten.

Trauern erlauben: Dieser Punkt ist essenziell. Es ist sehr wichtig, die Trauer zuzulassen und sich Zeit für den Abschied zu nehmen. Verdrängen Sie Ihre Gefühle nicht!

Erinnerungen bewusst hegen: Pflegen Sie die Erinnerungen an die geliebte Person auf positive Weise. Erstellen Sie ein Fotoalbum oder zünden Sie eine Kerze an. Geben Sie sich Zeit und Raum für Erinnerungen – achten Sie aber auch darauf, sich nicht darin zu verlieren. Ein vorher bestimmter Zeitraum hilft dabei, eine angemessene Maßregelung zu finden.

Sich mit anderen austauschen: Scheuen Sie sich nicht davor, mit anderen Menschen über die geliebte Person zu sprechen. Egal, was vorgefallen ist: Ihre Gefühle für die Person sind und waren echt und dürfen existieren. 

Jemanden loslassen, der einen nicht will

Unglücklich verliebt zu sein, ist eine schmerzhafte Situation. Aber auch Freundschaften oder Beziehungen zu Familienmitgliedern können auf einseitigem Interesse beruhen. Dann ist es an der Zeit, loszulassen.

Akzeptanz üben: Akzeptieren Sie, dass die Gefühle nicht erwidert werden. Versuchen Sie nicht, Ausreden zu finden oder die Situation schön zu reden. Machen Sie sich aber keinesfalls selbst für die Situation verantwortlich!

Selbstwertgefühl stärken: Unerwiderte Gefühle nagen häufig am Selbstwertgefühl. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Selbstwert nicht davon abhängt, was eine andere Person über Sie denkt. Konzentriere dich auf Ihre Stärken und Erfolge. Versuchen Sie, den Spieß gedanklich umzudrehen: Warum sollten Sie etwas verpasst haben? Die andere Person hat verpasst, Sie in ihrem Leben zu haben.

Neue Kontakte knüpfen: Öffnen Sie sich nach einer Weile auch für neue Bekanntschaften und Freundschaften. Verschließen Sie sich nicht vor potenziellen, erfüllenden Beziehungen aus Angst vor Zurückweisung.

Menschen loslassen, die einem nicht guttun

Nicht jeder Mensch tut uns gut. Ein toxischer Partner, eine Freundin, die uns ausnutzt, Familienmitglieder, die uns nicht so nehmen, wie wir sind – manchmal ist es an der Zeit, eine Person loszulassen, die nicht gut für uns ist. 

Grenzen setzen: Grenzen zu setzen ist das A und O in einer Beziehung. Machen Sie sich klar, was Ihnen selbst eigentlich wichtig ist und wie Sie sich eine Freundschaft oder Partnerschaft vorstellen. Definieren Sie Ihre unverhandelbaren Grenzen und kommunizieren Sie diese offen und ehrlich.

Distanz schaffen: Wer Ihre Grenzen nicht annehmen möchte oder wiederholt überschreitet, sollte auf Dauer keinen Platz in Ihrem Leben bekommen. Reduzieren Sie den Kontakt zu Menschen, die Ihnen schaden, so weit wie möglich.

Unterstützung suchen: Sprechen Sie mit Freunden oder Familienmitgliedern über die problematische Beziehung. Hier finden Sie bestimmt Unterstützung und gegebenenfalls eine reflektierte Einordnung der Situation.

Wie lange dauert es, loszulassen? 

Die Dauer des Loslassens ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel die Intensität der Beziehung, das Erlebte, die eigene Persönlichkeit und die Unterstützung durch das Umfeld. Es gibt daher keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage. Manchmal dauert es nur wenige Wochen, um jemanden loszulassen, während es in anderen Fällen Monate oder sogar Jahre dauert.  

Wichtig ist, dass Sie geduldig mit sich selbst sind und sich Zeit für den Heilungsprozess nehmen. Jeder Schritt, den Sie in Richtung Loslassen unternehmen, bringt Sie Ihrem Ziel näher.

Warum ist es so schwer, loszulassen?

Loslassen ist nicht leicht. Doch warum? Loslassen ist immer mit Verlust verbunden. Dieser Verlust kann sich auf vielfältige Weise äußern: der Verlust einer geliebten Person, einer Beziehung, einer Zukunftsvision oder auch "nur" eines bestimmten Lebensstils. Unser Gehirn ist aber darauf ausgerichtet, bekannte Muster zu bestätigen und Veränderungen zu vermeiden. Daher klammern wir uns oft an das Vertraute – auch wenn es uns nicht (mehr) guttut. 

Zudem spielen emotionale Bindungen eine große Rolle. Je stärker wir emotional an jemanden oder etwas gebunden sind, desto schmerzhafter kann der Verlust sein. Ängste vor Einsamkeit, Unsicherheit oder dem Unbekannten können das Loslassen zusätzlich erschweren.

Warum ist es so wichtig, loszulassen? 

Loslassen ist ein entscheidender Schritt für unser persönliches Wachstum und Glück. Auch, wenn es schmerzhaft ist: Es ermöglicht uns, uns von belastenden Erfahrungen und negativen Emotionen zu befreien und neue, positive Aspekte in unser Leben zu integrieren. Auf Dauer sind wir glücklicher, wenn wir einmal den schmerzhaften Schritt wagen. 

Wenn wir uns an vergangene Ereignisse klammern oder an unrealistischen Erwartungen festhalten, behindern wir unsere Fähigkeit, glücklich zu sein. Durch das Loslassen schaffen wir Raum für neue Möglichkeiten, Beziehungen und Erfahrungen. 

Was passiert, wenn man nicht loslässt?

Das Festhalten an Dingen, die uns nicht mehr dienen, kann schwerwiegende Folgen haben. Auf psychischer Ebene können sich Ängste, Trauer, Wut und Resignation einstellen. Körperlich können sich Verspannungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und ein geschwächtes Immunsystem manifestieren. Auf sozialer Ebene können Schwierigkeiten in Beziehungen entstehen, da wir uns von anderen Menschen zurückziehen oder sie mit unseren Problemen belasten. Langfristig können sogar Depressionen oder Burn-out entstehen.