
Lärmbelastung kann verheerende Folgen für die Gesundheit haben.
Ob ein Familienstreit in der Wohnung nebenan, die Baustelle auf dem Weg zur Arbeit oder Gadgets, die permanent via Signalton unsere Aufmerksamkeit fordern – Geräusche, oft auch laute und unangenehme, gehören zum Alltag. Wann und wie dadurch Lärmbelastung entsteht, welche Risiken Lärmverschmutzung für die Gesundheit hat, was sich dagegen unternehmen lässt und wann es an der Zeit ist einen Hörtest durchzuführen, wird im Folgenden erläutert.
Was ist Lärmverschmutzung und wo kommt sie vor?
Tagtäglich sind wir mit Lärm konfrontiert, den wir – manchmal mehr, manchmal weniger bewusst – als Belastung wahrnehmen. Dabei sind nicht alle Geräusche mit Lärm gleichzusetzen: Vogelgezwitscher etwa, das Rascheln von Blättern im Wind oder Meeresrauschen empfinden die meisten Menschen als angenehm. Andererseits können auch relativ leise Geräusche stören, zum Beispiel der Tastaturanschlag am Computer der Bürokollegin, die munter tippt, während man selbst ein anspruchsvolles Paper lesen und verstehen möchte. Oft ist zudem die Rolle des Hörenden ausschlaggebend dafür, ob Geräusche als Belästigung wahrgenommen werden oder nicht. Gäste, die auf einer ausgelassenen Party tanzen, werden die laute Musik vermutlich lieben – die Nachbarn bewerten den Sound aber möglicherweise als Lärm, insbesondere, wenn er sie beim Schlafen stört.
In unserer alltäglichen Lebenswelt ist die Hauptquelle für Lärmverschmutzung der Straßenlärm, seien es anfahrende Busse, hupende Autos oder Fahrradklingeln. Besonders belastend ist der von Baustellen ausgehende Lärm – man denke nur an den sprichwörtlichen Presslufthammer. Aber auch Passanten, die sich lautstark unterhalten, Musik, die aus Geschäften, Cafés und Bars auf den Gehweg dringt, oder Lautsprecherdurchsagen, die nicht nur direkt an der Haltestelle vernehmbar sind, tragen zur Lärmbelastung bei. Wer in Hörweite von Flughafen, Bahnhof, Hafen oder Autobahn wohnt, leidet noch einmal in deutlich größerem Ausmaß unter potenziell gesundheitsgefährdender Lärmverschmutzung.
Außerdem sind wir selbst für einen nicht zu unterschätzenden Teil der uns belastenden Lärmverschmutzung verantwortlich – und zwar nicht nur, wenn wir uns auf einem Open-Air-Festival oder in einem Club extrem lauter Musik aussetzen. Klingeltöne des Smartphones, akustische Benachrichtigungssignale von Desktop und Laptop oder der im Hintergrund laufende Fernseher bilden eine stetige Geräuschkulisse, die viele Menschen nicht bewusst wahrnehmen, obwohl auch sie die Gesundheit beeinträchtigen kann. Nicht zuletzt zählen auch ständiges Sprechen, Rufen oder gar Schreien der Mitmenschen zur Lärmbelastung, wovon Menschen in Berufen wie Lehrer:innen oder Erzieher:innen, aber auch Mitarbeiter:innen im Callcenter und in vielen anderen Serviceberufen besonders betroffen sind.
Krank durch Lärmverschmutzung
Andauernde Lärmbelastung kann uns krank machen – und zwar physisch wie auch psychisch. Sowohl das Gehör, das die akustischen Reize aufnimmt, als auch das Gehirn, in dem sie weiterverarbeitet werden, geraten durch Lärmverschmutzung in einen Zustand der Überreizung und des Dauerstresses. Ein Abschalten ist bei andauernden akustischen Reizen kaum möglich – wir können zwar die Augen schließen, um etwas nicht zu sehen, aber wir können nicht die Ohren schließen, um etwas nicht zu hören (zumindest nicht ohne externe Hilfsmittel).
Bei den gesundheitsschädigenden Wirkungen von Lärmverschmutzung wird unterschieden zwischen
- auralen Wirkungen (Schädigungen des Gehörs) und
- extra-auralen Wirkungen (Auswirkungen außerhalb des Gehörs auf den gesamten Organismus).
Aurale Auswirkungen von Lärmbelastung
Zu den bekanntesten und schwerwiegendsten Gesundheitsschädigungen infolge von Lärmverschmutzung zählt die Schwerhörigkeit, wobei die Beeinträchtigung des Hörvermögens unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Ob man selbst davon betroffen ist, lässt sich schnell, unkompliziert und zuverlässig durch einen von Experten durchgeführten Hörtest abklären. Die (teils schleichend voranschreitende) Hörminderung entsteht durch ein Zuviel an Schall – wobei die Ursache sowohl ein einmaliges Ereignis mit extremen Schallspitzen (zum Beispiel ein nah beim Ohr explodierender Feuerwerkskörper) sein kann als auch ein andauernder, subjektiv gar nicht als so laut wahrgenommener Dauerschall, beispielsweise weil man aufgrund seines Berufs etwa im Straßenbau ständiger Lärmbelastung ausgesetzt ist.
Auch Tinnitus kann durch solche einmaligen oder wiederholten Schallereignisse verursacht werden. Um Schwerhörigkeit und anderen Gehörschädigungen vorzubeugen, ist es daher unbedingt notwendig, Arbeitsschutzanweisungen zu befolgen, also persönliche Schutzausrüstung zu tragen. Doch auch in der Freizeit kann es zu extremer Lärmbelastung kommen – wer sein Gehör schonen möchte, trägt daher auch beim Konzert der Lieblingsband am besten entsprechende Gehörschutz-Earplugs.
Extra-aurale Auswirkungen von Lärmverschmutzung
Dauerlärm verursacht eine dauernde Überreizung und Überanstrengung von Gehör und Gehirn. Die Folgen: Schlafmangel, innere Unruhe und Dauerstress einschließlich aller damit einhergehender negativer Auswirkungen auf Körper und Psyche. Der chronische Stress führt zur vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und kann dadurch Blutdruck und Herzfrequenz beeinflussen. Infolgedessen kann insbesondere die Entstehung und/oder das Voranschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Hypertonie, Arteriosklerose und Herzinfarkt begünstigt werden.
Auch auf psychische Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen hat Lärmbelastung negative Effekte. Chronischer Stress kann zudem das Immunsystem schwächen und dadurch die Infektanfälligkeit erhöhen und/oder die Symptome bestehender Grunderkrankungen verschlimmern. Ein Hörsturz kann aufgrund von Lärmverschmutzung sowohl als direkte aurale Auswirkung als auch verzögert als Stressreaktion auftreten.
Wie kann man sich vor Lärmverschmutzung schützen?
Wie oben bereits angesprochen, sollte man in allen Situationen, in denen man der Lärmbelastung nicht ausweichen kann, für einen angemessenen Gehörschutz sorgen. So lässt sich den auralen Effekten von Lärm entgegenwirken und Schwerhörigkeit vermeiden. Doch wie können wir uns vor jener Lärmverschmutzung schützen, die nicht durch zu hohe Schallpegel ausgelöst und von uns möglicherweise gar nicht bewusst als Belastung wahrgenommen wird? Also vor dem Umgebungslärm, jener alltäglichen „Soundkulisse“, die unser Gehirn nahezu permanent mit akustischen Reizen überflutet?
Hier können Hilfsmittel wie Kopfhörer für das Noise Cancelling eingesetzt werden, die Geräusche herausfiltern. Hilfreich ist zudem, Pausen von Geräten wie Computer, Tablet oder Smartphone einzuhalten, um aktiv „abzuschalten“. TV und Radio sollten nie nebenherlaufen, sondern bewusst und in Maßen konsumiert werden. Mit Yoga, Meditation oder anderen Achtsamkeitsübungen wird der Reizüberflutung entgegengewirkt und die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers und Geists gefördert. Last but not least sorgt ein Spaziergang abseits der Stadt, vielleicht sogar ein Waldbad, dafür, dass Gehör und Gehirn sich nicht mit Lärm, sondern mit wohltuenden Naturgeräuschen wie Vogelgesang, dem Plätschern eines Bachs oder dem Klang des Winds in den Bäumen beschäftigen können.
Übrigens: Nicht nur Menschen, sondern auch Tieren schadet ein zu hoher Geräuschpegel, egal ob Wildtiere, Nutztiere oder Haustiere. So wirkt sich Lärm beispielsweise negativ auf das Orientierungsvermögen von Vögeln aus, was zu Unfällen mit Todesfolge führen kann. Auch aus diesem Grund ist es nicht nur die Verantwortung des Einzelnen, sondern auch Pflicht von Politik und Gesellschaft, der zunehmenden Lärmverschmutzung entgegenzuwirken. Geschehen kann dies etwa durch die Einrichtung und Ausweitung verkehrsberuhigter Zonen und Tempolimits sowie durch bauliche Maßnahmen, etwa die Verwendung von geräuschminderndem Straßenasphalt oder die Begrünung von Gebäuden, wodurch Schall geschluckt und somit Lärmverschmutzung reduziert wird.