Hirnaneurysma: Gefahren, Symptome und Behandlung

Hirnaneurysma: Gefahren, Symptome und Behandlung

Es verursacht keine Beschwerden und bleibt meist ohne Folgen unentdeckt – doch wenn ein Aneurysma platzt, ist das Leben bedroht.

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Hirnaneurysma: Gefahren, Symptome und Behandlung

Das Gehirn ist das Zentrum unseres Nervensystems. Es verarbeitet Informationen aus den Organen und alle Sinneswahrnehmungen. Dazu pumpt das Herz rund 20 Prozent des Blutes durch die Adern des komplexen Denkapparates. Wird die Versorgung für nur zehn Sekunden unterbrochen, verlieren wir das Bewusstsein – Folgeschäden drohen. Wenn unserem Kopf etwas zustößt, kann das alles im Leben verändern oder es sogar beenden. Deshalb haben wir besonders große Angst vor Hirn-Diagnosen – wie etwa einem Aneurysma.

WAS GENAU IST EIN ANEURYSMA?

Einfach gesagt handelt es sich um die sackartige Erweiterung eines Blutgefäßes. Normalerweise sind die Gefäßwände stark und widerstandsfähig, bei einer Gefäßerweiterung hingegen dehnen sie sich, werden dünner und schwächer. Es entsteht ein Aneurysma, in dem sich Blut staut. Passieren kann das überall im Körper, meistens ist der Bauch betroffen. Und in etwa zehn Prozent der Fälle das Gehirn. Oft bleibt das Säckchen dort völlig unbemerkt. Wächst es jedoch weiter, droht es zu platzen. Die Folge sind Blutungen im Gehirn, wobei der Hirndruck lebensgefährlich ansteigt. Der Betroffene spürt einen herben Vernichtungskopfschmerz und muss sofort ins Krankenhaus. Stoppt die Blutung im ersten Moment nicht von selbst, sind die Überlebenschancen gering. „Eine Behandlung muss verhindern, dass erneut Blut ins Hirngewebe fließen kann. Nur so können Folgeschäden vermieden werden“, sagt Professor Dr. Uwe Kehler, Leiter der Neurochirurgie der Hamburger Asklepios Klinik Altona.

IST JEDES ANEURYSMA GEFÄHRLICH?

Weitere Gefahren für das Gehirn:

Neben Aneurysmen können auch andere Gefäßveränderungen im Kopf Schäden anrichten. Hier ein Überblick:

• BLUTGERINNSEL:

Blut gerinnt auch bei inneren Verletzungen, so zum Beispiel bei veränderten Gefäßwänden oder einem veränderten Blutbild durch Infektionen. Dann bilden sich Pfropfen, welche die Wunde verschließen und sich normalerweise später wieder auflösen. Gefährlich wird es, wenn sie ein Blutgefäß lokal verstopfen. Die Folge: Thrombosen entstehen. Sie sind selten im Kopf, meist in den Beinen.

• EMBOLIE:

Löst sich das Gerinnsel (ein sogenannter Thrombus) und wandert es durch den Körper, kann es eine Ader verschließen. Die Durchblutung wird schlechter, es droht ein Schlaganfall. Typisches Symptom: stechende Schmerzen.

• ARTERIOSKLEROSE:

Arterien verengen sich durch Ablagerungen an geschädigten Gefäßwänden. Weniger Blut fließt. Sind Gefäße verkalkt, werden sie zudem anfälliger für Aneurysmen und Thrombosen. Symptome gibt es nicht, erst ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen weisen darauf hin.

• HIRNBLUTUNG:

Wenn eine Hirnarterie platzt, kommt es zu einer Hirnblutung. 80 Prozent der Fälle enden tödlich. Ausgelöst werden sie durch plötzlich ansteigenden Blutdruck, einen Unfall, Arteriosklerose oder ein Aneurysma.


Nach Schätzungen entwickelt sich im Lauf des Lebens bei 1 bis 5 Prozent der Deutschen ein Hirnaneurysma. Die Ursachen sind erblich bedingte Gewebeschwächen, Arteriosklerose oder seltene Infektionen. Das Beruhigende: Gefährlich werden die Stauungen im Gehirn nur bei wenigen. Die meisten Betroffenen können ganz ohne Beschwerden alt werden. Tatsächlich gibt es in Deutschland rund 8000 Fälle pro Jahr, bei denen ein Hirnaneurysma platzt. Dass man zu dieser Risikogruppe gehört, wird oft erst dann klar, wenn es bereits zum Ernstfall gekommen ist. „Aneurysmen werden meist nur entdeckt, wenn ein Patient mit einem anderen Leiden in die Klinik kommt, etwa mit starken Kopfschmerzen“, erklärt Professor Kehler. Computertomografie, Kernspintomografie oder bildgebende Verfahren mit Kontrastmitteln (siehe Foto unten) machen die Fehlbildungen sichtbar. Professor Kehler: „Ob man den Eingriff dann wagt, hängt vom Alter des Patienten sowie der Größe und Lage des Aneurysmas ab.“ Für einen 80-Jährigen mit einer kleinen Gefäßerweiterung macht die Operation wenig Sinn, weil das Risiko einer Blutung relativ gering ist. Ein 20-Jähriger hingegen mit einem großen Aneurysma sollte sofort operiert werden. Denn das Gefäßsäckchen könnte weiter wachsen, auf andere Areale des Gehirns drücken oder sogar platzen.

WIE LÄSST ES SICH BEHANDELN?

Neurochirurgen und Neuroradiologen kümmern sich um Aneurysmen. Um nach dem Platzen eine erneute Blutung zu verhindern, öffnet der Neurochirurg den Schädel an der Schädelbasis und verschließt das geplatzte Blutgefäß mit einem winzigen Clip. Man nennt dieses Verfahren Clipping. Eine zweite Möglichkeit ist das sogenannte Coiling. Ein Neuroradiologe führt dazu von der Leiste aus durch einen dünnen Katheter einen hauchdünnen Platindraht direkt in das Aneurysma. Dort entrollt sich der Draht und bildet ein enges Geflecht, das die Gefäßaussackung ausfüllt. Dieses Verfahren gilt als sicher und schonend. Und ist für 60 bis 70 Prozent aller Fälle geeignet. „Natürlich ist eine Operation am Gehirn nie einfach“, so Professor Kehler. „Gefährlich muss sie deshalb aber nicht sein. Wird ein Aneurysma vor einer Blutung entdeckt, ist der Eingriff risikoarm und man kann es ausschalten.“

KANN MAN VORBEUGEN?

Eine Prävention ist kaum möglich. Rauchen stellt ein Risiko dar, ebenso Bluthochdruck. Betroffene sollten ihn deshalb behandeln lassen.

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