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Heidelinde Weis im Interview: Wieso wir mehr über Blasenkrebs sprechen sollten
Blasenkrebs ist eine verbreitete Krankheit in Deutschland und findet dennoch viel weniger Beachtung als zum Beispiel Brust- oder Lungenkrebs. Aber warum? Schauspielerin Heidelinde Weis, die selbst an Blasenkrebs erkrankt ist, hat da eine Vermutung. Im Interview spricht sie mit uns über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Krebs und verrät auch, warum wir viel mehr über unsere Blase sprechen sollten.
Blasenkrebs sollte kein Tabu-Thema sein
Eine Krebsdiagnose kann das ganze Leben in einer Sekunde auf den Kopf stellen. Wenn das jemand nachempfinden kann, dann ist das wohl Heidelinde Weis (82). Die österreichisch-deutsche Schauspielerin, die unter anderem aus Filmen wie „Das Traumschiff“, „Ein Ferienhaus auf Ibiza“, „Die Schwarzwaldklinik“ oder „Rosamunde Pilcher“ bekannt ist, erlebte diesen Moment gleich dreimal. Einer davon war die Diagnose Blasenkrebs.
Um dem Thema mehr Beachtung zu schenken, macht Heidelinde Weis gemeinsam mit der Aufklärungsinitiative „Rot heißt Reden“ auf Blasenkrebs aufmerksam. Auch, um für eine entsprechende Früherkennung zu sorgen, wie es bei ihr selbst nicht der Fall war. Im Interview spricht sie mit uns über ihre Erfahrungen mit dem Krebs, ihren Rat an Betroffene und die Tatsache, dass die Blase kein Tabu-Thema sein sollte.
Im Video: Urin einhalten – ist das gesundheitsschädlich?
Heidelinde Weis im Interview
Für Sie: Warum wird so wenig über Blasenkrebs gesprochen?
„Ach, das klingt so ungut! Wer redet schon gerne über seine Blase? Beim Brustkrebs ist das anders, da redet man darüber. So viele Frauen hatten ihn. Und Mode gibt es auch dafür. Ich weiß wovon ich rede – ich hatte auch einen. Aber die Blase? Nein, das stinkt, denkt man. Es stinkt nicht!“
Sie erhielten Ihre Blasenkrebs-Diagnose 2016. Wie wurde der Krebs bei Ihnen entdeckt?
„Ich war sehr erkältet, hatte große Schmerzen im Kreuz und ging, weil ich es nicht mehr aushielt, ins Krankenhaus zu einer Schmerztherapie. Plötzlich hatte ich Blut im Urin. Eine Blasenspiegelung und weitere Untersuchungen bestätigten den Verdacht auf Blasenkrebs.“
Es war nicht ihre erste Krebsdiagnose, zuvor erkrankten Sie bereits an Darm- und Brustkrebs. Wie sind Sie mit diesem Krebs umgegangen?
„Ich dachte nur: „Mist, weg damit“. Meine Vertrauensärztin und Freundin kam aus München, ich lebte ja wieder in meiner Heimat Kärnten. Sie machte uns Mut und meine Familie war immer da.“
Waren Sie dieses Mal gefasster im Vergleich zu ihren vorherigen Krebstherapien?
„Bei meinem ersten Krebs 1998 war die Situation eine ganz andere. Ich hatte einen schwer kranken Mann zu pflegen und keine Zeit, groß an mich zu denken. Dann kam der Brustkrebs. Ich weigerte mich zur Bestrahlung zu gehen, weil die Erinnerung an den ersten Krebs zu übel war. Und ich habe gleich weitergearbeitet. Beim Blasenkrebs war mir bewusst, dass es etwas Ernstes ist. Ich musste es zulassen und kämpfen.“
Wie wurde der Blasenkrebs behandelt?
„Bei der ersten OP wurde festgestellt, dass der Tumor schon sehr groß ist. Es folgten zwei Monate Chemotherapie. Schlussendlich entschied ich mich für eine Zystektomie, bei der die Harnblase durch eine künstliche Blase ersetzt wurde.“
Sie haben den Krebs besiegt. Wie leben Sie heute?
„Mein ganzer Darmtrakt ist seit der Operation in Mitleidenschaft gezogen. Ich muss sehr darauf achten, was ich esse. Aber es gibt immer Schlimmeres und mir geht es soweit gut.“
Hat sich Ihre Einstellung in Bezug aufs Leben durch die Erkrankung geändert?
„Ich mache keine Pläne mehr. Ich schiebe nichts mehr auf, ich lebe heute. Wenn ich etwas machen will, dann tue ich es gleich. War das alles? „Das Beste kommt noch“ – wie ich meine kürzliche erschienene Biografie betitelt habe. Und das kann auch der Tod sein. Kommt darauf an, wie man es sieht.“
Ihr Rat an Betroffene?
„Bei dem geringsten Verdacht sofort zum Urologen zu gehen. Es ist nicht angenehm, aber besser als die nachträglichen Komplikationen. Man sollte den Krebs nicht auf die leichte Schulter nehmen.“

„Das Beste kommt noch“ – so heißt auch die Autobiographie von Heidelinde Weis, die 2022 erschienen ist. Hier können Sie sie kaufen >>