- Was ist eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung?
- Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung erkennen
- Wie entsteht eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung?
- Darum sollte man eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung behandeln
- Ist eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung heilbar?
Sie sind im Büro, auf einer Geburtstagsfeier oder mit einer Gruppe von Leuten unterwegs, die Sie nicht gut kennen. Sie möchten eigentlich mit den anderen ins Gespräch kommen und (neue) Kontakte knüpfen, aber eine unsichtbare Barriere hält Sie davon ab: Sie fühlen sich ängstlich, unsicher und ziehen sich lieber gleich zurück, als negativ aufzufallen?
Wenn Ihnen diese Art von Situationen bekannt anfühlen, könnte es sein, dass Sie an einer ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung leiden. Lesen Sie hier, was sich dahinter verbirgt.
Was ist eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung?
Die ängstlich-vermeidende oder auch selbstunsicherePersönlichkeitsstörung ist eine Form der Persönlichkeitsstörung, bei der sich Menschen besonders ängstlich und unsicher fühlen, wenn es um soziale Interaktionen geht. Sie neigen dazu, sich lieber zurückzuziehen, als negativ aufzufallen oder sich potenziell zu blamieren.
Bei bestehenden Beziehungen setzen Personen mit einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung sehr auf die Meinung anderer und versuchen, es allen recht zu machen – selbst wenn es bedeutet, ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Zu widersprechen und für sich selbst einzustehen fällt ihnen schwer, denn sie möchten anderen gefallen. Betroffene befürchten, negativ beurteilt, abgelehnt oder verlassen zu werden. Sogar neutrale Handlungen oder Kommentare können von ihnen überbewertet und als Kritik oder Ablehnung aufgefasst werden. Davor haben sie Angst und versuchen dies dementsprechend zu vermeiden. Daher stammt auch die Bezeichnung der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung – sie vermeiden aus Angst.
Menschen mit dieser Störung haben ein niedriges Selbstwertgefühl und sind sehr empfindlich gegenüber Kritik oder Ablehnung. Das geringe Selbstbewusstsein, das diese Persönlichkeitsstörung zugrunde liegt, führt dazu, dass Menschen sich in sozialen Zusammenkünften eher zurückhalten und schweigsam sind. Sie scheuen es auch, neue Aktivitäten auszuprobieren, aus Angst, sich zu blamieren. Betroffene halten sich oft für unbeholfen, unattraktiv oder minderwertig im Vergleich zu anderen.
Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung erkennen
Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung hinweisen können. Lesen Sie hier, welche Symptome typisch für Betroffene sind.
1. Zurückziehen
Menschen mit dieser Störung haben oft starke Ängste und Unsicherheiten in sozialen Zusammenkünften. Sie fühlen sich besonders mit Fremden unwohl und fürchten sich vor negativer Beurteilung oder Ablehnung durch andere. Dies kann dazu führen, dass sie soziale Aktivitäten meiden oder sich zurückziehen. Besonders im Dating ist dies für Singles fatal und macht es schwer, jemanden näher kennenzulernen und sich zu öffnen.
2. Verausgabung
Betroffene haben Schwierigkeiten, für sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse einzustehen. In bestehenden Beziehungen neigen sie dazu, sich zurückzuhalten und es anderen recht zu machen. Sie sind deshalb zu anderen sehr hilfsbereit und umgänglich. Die Angst vor Ablehnung oder Kritik führt oft dazu, dass sie sich selbst verausgaben.
3. Geringes Selbstwertgefühl
Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung haben oft ein niedriges Selbstwertgefühl. Sie zweifeln an ihren Fähigkeiten und halten sich für unattraktiv oder minderwertig im Vergleich zu anderen. Dieses geringe Selbstwertgefühl verstärkt ihre Ängste und Unsicherheiten in sozialen Situationen.
4. Empfindlichkeit gegenüber Kritik
Betroffene reagieren empfindlich auf Kritik oder negative Bewertungen. Selbst neutrale Kommentare oder Handlungen können als persönlicher Angriff wahrgenommen werden, was zu starken emotionalen Reaktionen führen kann. Die Angst vor Ablehnung und Kritik steht im Vordergrund und beeinflusst das Verhalten in sozialen Situationen.
5. Vermeidung von Risiken
Menschen mit der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung scheuen oft persönliche Risiken und neue Erfahrungen. Sie haben Angst, sich zu blamieren oder Fehler zu machen, und ziehen es vor, in ihrer Komfortzone zu bleiben. Dies kann zu einem eingeschränkten Leben führen und die persönliche Entwicklung behindern.

Personen mit einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung können auf Dauer unter Einsamkeit oder Depressionen leiden.
Wie entsteht eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung?
Die Ursachen für eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung können vielfältig sein. Oft spielen traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder Jugend eine Rolle, wie zum Beispiel Mobbing oder Vernachlässigung. In diesen Fällen wird das Selbstwertgefühl stark herabgesetzt. Auch das Vertrauen in andere wird erschüttert.
Auch überfürsorgliche Eltern, die wenig Raum für Eigenständigkeit lassen, können dazu beitragen. Kinder, die von kontrollierenden Eltern aufgezogen werden, könnten dazu neigen, ihre eigenen Bedürfnisse und Meinungen zu unterdrücken. Sie entwickeln möglicherweise ein starkes Bedürfnis danach, es anderen recht zu machen und Konflikte zu vermeiden. Dies kann zu einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung führen.
Zusätzlich können genetische Faktoren sowie unser soziales Umfeld und unsere Kultur eine Rolle spielen.
Darum sollte man eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung behandeln
Eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung kann vor allem das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Sie haben oft Schwierigkeiten, enge Beziehungen aufzubauen, in denen sie selbst gesehen und gehört werden – da sie sich häufig auf das Wohlergehen der anderen fokussieren.
Auch beruflich voranzukommen, fällt ihnen schwer. Die ständige Angst vor Ablehnung und Kritik führt dazu, dass sie sich zurücknehmen und ihre eigenen Wünsche hinten anstellen. Das begünstigt und verstärkt häufig das bereits bestehende, niedrige Selbstwertgefühl.
Um die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern, ist es wichtig, an dieser Störung zu arbeiten. Langfristig kann eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung zu Einsamkeit, Depressionen und weiteren psychischen Problemen führen.
Ist eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung heilbar?
Eine unerkannte und unbehandelte ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Sie kann zu Einsamkeit, geringem Selbstvertrauen und sogar Depressionen führen. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, die Störung effektiv und langfristig zu behandeln.
Eine Kombination aus Psychotherapie, wie zum Beispiel kognitiver Verhaltenstherapie, und gezielten Übungen zur Stärkung des Selbstwertgefühls kann helfen, die Ängste zu überwinden und neue Verhaltensmuster zu erlernen.
Es erfordert Zeit und Arbeit, an einer möglicherweise jahrzehntelangen Persönlichkeitsstörung zu arbeiten und Erfolge zu sehen. Dennoch ist es nicht nur möglich, sondern unabdingbar, sich von den belastenden Auswirkungen dieser Störung zu befreien und ein erfülltes Leben zu führen! Trauen Sie sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um individuelle Strategien zu entwickeln und Unterstützung auf dem Weg zu erhalten. Es lohnt sich garantiert.