Was ist Gaslighting?
Beim sogenannten Gaslighting handelt es sich um emotionalen Missbrauch. Durch psychische Manipulation verdreht der Täter Tatsachen, bis das Opfer die Realität nicht mehr richtig einordnen kann und beginnt, am eigenen Verstand und Selbstwertgefühl zu zweifeln. Dabei kommen Lügen, Leugnen und weitere Formen der psychischen Gewalt zum Einsatz.
Gaslighting kann sehr subtil sein und wird deshalb von Betroffenen häufig nicht sofort als Manipulation erkannt. Oft beginnt es schleichend und dreht sich um vermeintliche „Kleinigkeiten“. Beschimpfungen und direkte Beleidigungen sind dabei eher selten – es wird vielmehr indirekt und hinterhältig agiert. Auf Dauer wird dem Opfer dadurch etwas eingeredet, das nicht der Realität entspricht. Deshalb wird Gaslighting auch mit Gehirnwäsche in Verbindung gebracht.
Im Video: So erkennen Sie Gaslighting bei der Arbeit
Warum betreibt jemand Gaslighting?
Häufig findet Gaslighting in Partnerschaften oder anderen engen Beziehungen – etwa zwischen Elternteil und Kind – statt. Hier bietet sich die größte Angriffsfläche, da großes Vertrauen herrscht und viel Zeit miteinander verbracht wird.
Warum jemand diese Manipulationstaktitk verwendet, ist individuell und immer in der Psyche des Täters verankert. Häufig manipuliert dieser nicht bewusst oder aus böser Absicht.
Das Ziel von Gaslighting ist, Kontrolle über das Opfer zu erhalten, was dem Täter ein Gefühl von Macht verleiht und ihm den Eindruck vermittelt, gebraucht zu werden. Das tief dahinter liegende Problem ist häufig in einem geringen Selbstwertgefühl und Verlustängsten begründet.
Unabhängig von der Absicht des Täters ist dieses Verhalten hochgradig missbräuchlich und ungesund. Es sollte niemals unterschätzt oder belächelt werden. Gaslighting zählt als psychische Gewalt und richtet bei den Betroffenen auf Dauer großen Schaden an. Deshalb ist wichtig, ein Bewusstsein für diese Manipulationstaktik zu schaffen. Nur so können Sie Gaslighting rechtzeitig erkennen und sich wehren.
Gaslighting erkennen: 8 typische Anzeichen
Gaslighting kann viele verschiedene Formen annehmen. Gemeinsam haben sie immer die Abwertung und Kontrolle des Betroffenen. Täter spielen die Gefühle ihrer Opfer herunter, reden ihnen ein, sie seien verrückt, überempfindlich, unfähig oder psychisch labil – obwohl dies gar nicht der Fall ist. Sätze wie „Das habe ich nie gesagt“, „Du regst dich über nichts auf“ oder „Du bist ja paranoid“ sind typische Manipulationsmuster.
An diesen Anzeichen erkennen Sie, ob Sie Opfer von Gaslighting sind:
- Sie entschuldigen sich immer sofort für alles – auch wenn Sie eigentlich nichts falsch gemacht haben.
- Ihr Partner wechselt plötzlich zwischen extremer Zuneigung und Distanz.
- Ihre Gefühle werden regelmäßig heruntergespielt.
- Ihre Wahrnehmung wird ständig infrage gestellt.
- Sie hinterfragen alles, was Sie denken, fühlen und sagen.
- Ihr Selbstwertgefühl leidet – Sie misstrauen sich und Ihren Fähigkeiten, fühlen sich verwirrt, unwichtig und nicht liebenswert.
- Sie werden von Familie und Freunden isoliert.
- Sie finden Ausreden und rechtfertigen das Verhalten Ihres Partners.
Gaslighting stoppen: So schützen Sie sich vor der Manipulation
Wer lange unbemerkt unter Gaslighting leidet, entwickelt häufig schwere psychische Folgen. Depressionen, Angststörungen, mangelnde Lebensfreude und ein geringes Selbstwertgefühl sind nur einige Beispiele.
Durch die subtile, schleichende Art und Weise dieser Form von Manipulation ist es für Betroffene schwer, Gaslighting zu erkennen und sich rechtzeitig davon zu befreien. Je länger Sie manipuliert werden, desto schwieriger wird es Ihnen fallen – da der Täter umso mehr Kontrolle über Sie gewonnen hat.
- Verlieren Sie nie das Vertrauen in sich selbst. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Lassen Sie sich nicht einreden, Sie seien zu sensibel oder überempfindlich. Wenn Sie etwas stört, wird etwas dran sein – und nur Sie selbst können bestimmen, wie es Ihnen geht. Bestehen Sie darauf.
- Vertrauen Sie sich guten Freunden an, um ein Gefühl für die Realität zu bewahren. Weihen Sie diese in Geschichten ein und fragen Sie nach ihrer Perspektive. Das hilft Ihnen, sich selbst und Ihre Wahrnehmung zu bestätigen. Lassen Sie sich nicht isolieren.
- Suchen Sie sich Hilfe! Wenn Sie sich niemandem in Ihrem engen Umkreis anvertrauen können, suchen Sie sich einen Therapeuten. Dieser kann schnell herausfinden, ob Sie wirklich „paranoid“ sind oder Ihnen das eingeredet wird.
Kostenlose Hilfestellen finden Sie hier:
- Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter 0800 116 016
- Liste landesweiter Frauenhäuser
- Opfer-Telefon „Weißer Ring e.V.“
- Telefonseelsorge
- Krisenchat