Brauche ich eine Therapie? Diese 6 Anzeichen sprechen dafür

Sie leiden seit längerem unter seelischen Problemen und fragen sich, ob Sie eine Therapie benötigen? Wir verraten Ihnen typische Anzeichen, die dafür sprechen und erklären Ihnen, wie Sie einen Psychotherapeuten finden.

Das Leben ist nicht immer einfach: Jeder von uns stand schon mal vor Herausforderungen, stressigen Phasen, Liebeskummer oder Mutlosigkeit. Doch was ist normal und ab wann sollten wir psychologische Hilfe in Anspruch nehmen? Wir verraten Ihnen einige Anzeichen, die dafür sprechen könnten, dass Sie eine Therapie brauchen.

Brauche ich eine Therapie? 6 Anzeichen

Wer über einen längeren Zeitraum einen Leidensdruck verspürt, hegt früher oder später häufig den Wunsch nach professioneller Hilfe. Doch nicht immer sind wir uns sicher, ob das der richtige Weg ist. Leider ist eine Psychotherapie immer noch mit viel Stigma verbunden und wird in der Gesellschaft nur mit schweren psychologischen Erkrankungen verbunden. Daher steckt auch die Sorge, ob es uns wirklich „schlecht genug“ für eine Therapie geht, in vielen Köpfen.

Diese 6 klassische Anzeichen weisen darauf hin, dass Sie mit einer Therapie gut aufgehoben sind:

  1. Sie fühlen sich von Ihren Problemen überwältigt.
  2. Sie erleben starke, emotionale Schwankungen.
  3. Sie haben selbstverletzende Absichten oder führen diese sogar durch (erhalten Sie SOFORT Hilfe unter 116117)!
  4. Sie haben etwas Traumatisches erlebt (auch emotionaler Missbrauch gehört dazu!).
  5. Gefühle von Freudlosigkeit, Leere, Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit sind Anzeichen für eine depressive Verstimmung.
  6. Sie fühlen sich häufig einsam oder isolieren sich selbst.

Ob Sie tatsächlich eine Therapie brauchen, entscheidet ein Arzt oder der Therapeut selbst, nachdem Sie einige Vorstellungsstunden, die sogenannten probatorischen Sitzungen hatten.

Was muss ich machen, um eine Therapie zu bekommen?

Kann man einfach so zur Therapie gehen? Wer privat professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchte, kann dieses theoretisch jederzeit tun. Selbstzahler können sich direkt mit einem Psychotherapeuten in Verbindung setzen.

Wer allerdings eine Psychotherapie über die Krankenkasse wahrnehmen möchte, muss zuerst ein paar bürokratische Schritte durchlaufen. Die erste Anlaufstelle ist zum Beispiel Ihr Hausarzt. Dieser kann bereits ein kurzes Aufnahmegespräch führen und Ihnen ein Formular ausfüllen, das der Krankenkasse bestätigt, dass Sie eine Therapie benötigen. Dieses Formular (PTV11) inklusive der Empfehlung einer zeitnahen Psychotherapie ist die Voraussetzung, um einen Therapieplatz von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen. Eventuell hat Ihr Hausarzt einen Kontakt, an den Sie vermittelt werden können. 

Ansonsten beginnt nun die Suche nach einem kassenärztlichen Psychotherapeut. Die Wartelisten sind leider oft lang, viele Praxen haben Aufnahmestopp. Wenn Sie dringend einen Platz benötigen, gibt es noch den Weg über den Kassenärztlichen Notdienst, die 116117. Über den Online-Service können Sie sich eine probatorische Sitzung zuteilen lassen. Zwar ist auch dies keine Garantie für einen langfristigen Therapieplatz, allerdings kommen Sie so bereits mit einem Therapeuten in Kontakt und erhalten eine vorläufige Diagnose. Je nach Leiden kann hier auch ein Dringlichkeitsbescheid ausgestellt werden.

Haben Sie Ihr Formular erhalten und finden trotz langer Suche keinen freien Therapieplatz, gibt es je nach Krankenkasse die Möglichkeit, einen Privat-Therapeuten aufzusuchen und die Kosten erstattet zu bekommen. Hier sind die Wartelisten oft weniger lang. Häufig wird dafür eine Protokoll-Liste mit erfolglosen Anfragen und weiteren Unterlagen gefordert. Setzen Sie sich hierfür mit Ihrer Krankenkasse in Verbindung.

Brauche ich einen Psychologen oder einen Psychiater?

Welche Art der Therapie für Sie die richtige ist, findet der Arzt oder Therapeut in den ersten Kennenlerngesprächen heraus. Je nach Diagnose wird es hier eine Empfehlung für Sie geben.

Ein Psychotherapeut hat Psychologie studiert und setzt bei der Therapie vor allem auf Gespräche. Bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird tiefgreifend gearbeitet, um zum Beispiel Traumata oder Selbstwertprobleme mit Ihnen zu lösen.
Bei einer Verhaltenstherapie kommen auch praktische Übungen zum Einsatz, zum Beispiel um Phobien oder Alltagsängste zu bekämpfen.

Ein Psychiater hat Psychologie und Medizin studiert. Er darf auch Medikamente verschreiben. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Ihre seelischen Beschwerden auch körperliche Probleme auslösen oder mit einschließen.