Die 4 Bindungstypen bestimmen unser Liebesglück: Sind Sie beziehungsfähig?

Neigen Sie in einer Beziehung dazu, zu klammern? Sind Sie schnell eifersüchtig? Oder fällt es Ihnen überhaupt schwer, sich ernsthaft zu verlieben? Lesen Sie hier, was die vier Bindungstypen über unser Verhalten in einer Beziehung aussagen.

Glückliches Pärchen

Welche der 4 Bindungstypen wir sind, hat einen großen Einfluss auf unser Beziehungsglück.

© Foto: Chermiti Mohamed/Unsplash

Haben Sie schonmal ein Muster in Ihren vergangenen Beziehungen bemerkt? Einige Menschen neigen dazu, zu klammern, eifersüchtig zu sein, viel Zeit miteinander verbringen zu wollen – andere ziehen sich häufig zurück, machen viel mit sich selbst aus, fürchten sich vor dem nächsten Schritt. 

Bindungstypen: So verhalten wir uns in Beziehungen

Diese Verhaltensweisen fallen auf unseren Bindungstypen zurück. Jeder Mensch lässt sich in einen der vier klassischen Bindungsstile einordnen. Welche es gibt, wie diese entstehen und ob man seinen Bindungstypen ändern kann, erfahren Sie hier.

Was ist ein Bindungstyp?

Bindungstypen sind ein zentraler Aspekt der Bindungstheorie in der Psychologie. Sie beschreiben die verschiedenen Arten, wie Menschen in Beziehungen agieren und reagieren. Der Begriff Bindungstyp bezieht sich auf die spezifischen Muster von Verhaltensweisen, Emotionen und Überzeugungen, die sich aus den frühen Erfahrungen in der Kindheit entwickeln und sich dann in erwachsenen Beziehungen manifestieren. 

Diese 4 Bindungstypen gibt es

Alle Menschen lassen sich aufgrund ihres Verhaltens in Beziehungen in eine dieser vier klassischen Bindungstypen einordnen. 

1. Sichere Bindung

Menschen mit einem sicheren Bindungsstil haben in der Regel eine positive und gesunde Einstellung zu Beziehungen. Sie fühlen sich wohl in ihrer eigenen Haut und können sowohl Nähe als auch Autonomie in einer Beziehung genießen. Sie zeigen Vertrauen, Offenheit und den Wunsch nach Intimität in einer gesunden Abwechslung zu Freiraum und Selbstbestimmtheit. 

Sichere Bindungstypen haben gelernt, dass sie auf ihre eigenen Bedürfnisse achten können und dass andere ihnen verlässlich zur Verfügung stehen, während sie gleichzeitig für ihr Gegenüber da sind und bereit sind, Kompromisse einzugehen. 

2. Ängstlich-vermeidende Bindung 

Personen mit einem ängstlich-vermeidenden Bindungsstil neigen dazu, emotionale Nähe zu meiden und ihre Unabhängigkeit zu betonen. Sie haben oft Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen und fühlen sich unwohl, wenn sie sich zu sehr auf jemanden einlassen. Sie können distanziert, reserviert oder sogar abweisend wirken. 

Sie setzen in der Liebe eher auf kurzfristige Liaisons oder halten die Beziehung so unverbindlich wie möglich.  Dieser Bindungstypus entsteht häufig durch frühe Erfahrungen von Vernachlässigung oder Ablehnung im Elternhaus.

3. Ängstlich-ambivalente Bindung

Menschen mit einem ängstlich-ambivalenten Bindungsstil erleben starke Ängste in Beziehungen. Sie sehnen sich nach Nähe und Intimität, haben jedoch gleichzeitig Angst vor Ablehnung und Verlust. Sie neigen dazu, sich an andere zu klammern und sind oft besorgt über die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des Partners. 

Kontrollverhalten, Eifersucht und ständiger Kontakt sind typische Anzeichen. Dieser Bindungstyp entwickelt sich oft aus einem inkonsistenten oder unberechenbaren Verhalten der Bezugspersonen in der Kindheit und aus einem daraus resultierenden niedrigen Selbstwertgefühl.

4. Desorganisierte Bindung

Der desorganisierte Bindungsstil ist geprägt von einer Mischung aus widersprüchlichen Verhaltensweisen und Emotionen. Er kann als Mischung zwischen dem ängstlichen und dem vermeidenden Bindungstyp betrachtet werden. Menschen mit diesem Bindungstypus fallen durch plötzliche Verhaltensänderungen in Beziehungen auf, da sie sowohl Nähe suchen als auch vermeiden. 

Hold and Cold ist typisch für diesen Beziehungstypen – in einem Moment möchte der desorganisierte Bindungstyp jede Minute mit dem Partner verbringen, in der anderen verschließt er sich, weil ihm die emotinale Nähe Angst macht. Das Gegenüber bleibt oft verwirrt zurück, da das Verhalten einer desorganisierten Person impulsiv, chaotisch und unvorhersehbar sein kann. Dieser Bindungstyp entsteht oft durch traumatische Erfahrungen oder Missbrauch in der Kindheit.

Bindungstypen erkennen

Sie möchten wissen, welcher Bindungstyp Sie sind? Oder fragen Sie sich, welches Verhalten typisch für welchen Bindungstypen ist, um Ihr Gegenüber besser analysieren zu können? Wir verraten Ihnen, an welchen Merkmale Sie jeden Bindungstypen schnell erkennen.

1. Sichere Bindungstypen erkennen

Menschen mit einem sicheren Bindungsstil zeigen in der Kennenlernphase oft ein ausgewogenes Verhalten. Sie sind offen, kommunikativ und zeigen Interesse an ihrem potenziellen Partner, während sie gleichzeitig Raum für individuelle Bedürfnisse lassen. 

Sie gehen Beziehungen in normaler Geschwindigkeit an, ohne auszuweichen oder Druck auszuüben. Typische Merkmale eines sicheren Bindungsstils sind eine positive Selbstwahrnehmung, die Fähigkeit, Nähe zuzulassen, ohne zu übertreiben sowie auftretende Konflikte konstruktiv anzugehen.

2. Ängstlich-vermeidende Bindungstypen erkennen

Ängstlich-vermeidende Bindungstypen zeigen in der Kennenlernphase oft ein zurückhaltendes oder distanziertes Verhalten. Sie zeigen wenig Initiative oder halten den Kontakt sehr oberflächlich, spontan und unverbindlich. Deshalb findet man diesen Typus oft in sogenannten "Situationships", also ewig langen Kennenlernphasen, aus denen sich scheinbar nichts Offizielles ergibt. Auch große Meilensteine wie die Familie kennenleren, Zusammenziehen, Heiraten etc. werden von diesem Bindungstypen eher herausgezögert.

Vermeidende Bindungstypen können Schwierigkeiten haben, über ihre Gefühle zu sprechen und fühlen sich oft unwohl bei zu viel Nähe. Sie neigen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse herunterzuspielen, ihre Unabhängigkeit zu betonen oder Dingen die Ernsthaftigkeit zu nehmen, etwa durch ein betont lockeres und humorvolles Verhalten. Anzeichen für einen ängstlich-vermeidenden Bindungsstil sind zum Beispiel das Vermeiden von intensiven Gesprächen über Emotionen, das Zurückziehen bei Konflikten und das Betonen der eigenen Unabhängigkeit. 

Achtung: Besonders in der Kennenlernzeit kann der vermeidende Bindungstyp aber auch sehr offen und bindungsfähig wirken, da es in dieser Phase noch keine emotionale Nähe gibt, also nichts, was ihm Angst macht. Diese Typen neigen deshalb häufig zum sogenannten "Love Bombing". Wird es nach einigen Monaten allerdings wirklich ernst, setzt bei vielen die Angst vor der Nähe ein und das Verhalten kehrt sich um oder sie verschwinden gar von der Bildfläche.

3. Ängstlich-ambivalente Bindungstypen erkennen 

Menschen mit einem ängstlich-ambivalenten Bindungsstil können in der Kennenlernphase oft sehr intensiv und anhänglich sein. Bei ihnen geht alles extrem schnell – sie sprechen schon nach kurzer Zeit von ernsten Themen und Meilensteinen, etwa Kinder, Hochzeit, Zusammenziehen. Das liegt daran, dass ängstliche Bindungstypen sich besonders stark nach Nähe und Bestätigung sehnen.

Daraus resultiert aber auch eine große Angst vor Ablehnung und Verlust. Ängstliche Bindungstypen neigen deshalb dazu, ihre eigenen Bedürfnisse übermäßig zu betonen und können eifersüchtig oder kontrollierend wirken. Typische Anzeichen für einen ängstlich-ambivalenten Bindungsstil sind zum Beispiel ein ständiges Hinterfragen der Gefühle des Partners, die Suche nach Bestätigung und das Gefühl von Unsicherheit in der Beziehung. Ein geringes Selbstwertgefühl liegt häufig zugrunde.

4. Desorganisierte Bindungstypen erkennen 

Der desorganisierte Bindungsstil zeigt sich in der Kennenlernphase oft durch ein inkohärentes und widersprüchliches Verhalten. Menschen mit diesem Bindungstyp können sowohl Nähe suchen als auch vermeiden, was zu einer Verwirrung beim potenziellen Partner führen kann. Sie können unvorhersehbar und impulsiv sein. Ihr Bedürfnis nach Nähe ist sehr stimmungsabhängig und kann zu dem sogenannten Hot-and-Cold-Verhalten führen. Symptome eines desorganisierten Bindungsstils können beispielsweise Angst vor Intimität, emotionale Instabilität und Schwierigkeiten bei der Regulation von Emotionen sein.

Paar hält Händchen

Wie unsere Beziehungen ablaufen, hängt maßgeblich von unserem Bindungstypen ab.

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Welcher Bindungstyp bin ich?

Um den eigenen Bindungstyp zu erkennen, ist es wichtig, auf wiederkehrende Muster in vergangenen und aktuellen Beziehungen zu achten. Reflexion über das eigene Verhalten, die Reaktionen auf Konflikte und die Art und Weise, wie man Nähe und Distanz in Beziehungen handhabt, kann Hinweise auf den eigenen Bindungsstil geben. 

Es kann auch hilfreich sein, professionelle Unterstützung durch Therapie oder Beratung in Anspruch zu nehmen, um eine tiefere Selbsterkenntnis zu erlangen und den eigenen Bindungsstil besser zu verstehen. Eine professionelle Einordnung und ein verlässliche Testergebnis können Sie nur bei einem ausgebildeten Psychotherapeuten bekommen.

Kann man seinen Bindungsstil ändern?

Ja! Es ist möglich, seinen Bindungsstil zu ändern. Das ist sondern sogar empfehlenswert, wenn Ihr Bindungstyp zu problematischen Beziehungen neigt oder solche gar unmöglich macht.  

Um seinen Beziehungstypen zu ändern benötigen Sie zuerst eine große Portion Selbstreflexion, Akzeptanz und Bewusstsein. Stellen Sie fest, dass Sie gewisse Muster in Beziehungen haben – etwa wenn ihre Beziehungen wiederholt scheitern oder Ihnen Unzufriedenheit bereiten – und gestehen sich ein, dass Ihr Bindungstyp möglicherweise von Trauma gelenkt wird, haben Sie die optimalen Voraussetzungen erfüllt, um an sich selbst zu arbeiten. 

In der Regel ist dafür eine professionelle Therapie nötig, da die Ursachen und Hintergründe für unseren Bindungstyp häufig tief in der Kindheit verwurzelt sind. Die Veränderung des Bindungsstils erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft, alte Muster zu erkennen und neue Verhaltensweisen zu entwickeln.

Welche Bindungstypen ziehen sich an?

Welche Bindungstypen zueinander finden, ist häufig kein Zufall. Das Trauma, das hinter einzelnen Bindungstypen steckt, sorgt ebenfalls dafür, dass sich bestimmte Bindungstypen unterbewusst gegenseitig anziehen. 

Sichere Bindungstypen können von den allen Bindungstypen angezogen werden, da sie ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit bieten. Sogar ängstlich-vermeidende Bindungstypen fühlen sich oft zu sicheren Bindungstypen hingezogen, da diese sie nicht einengen und von selbst einen gesunden Freiraum einfordern.

Paradoxerweise ziehen sich jedoch gerade die gegensätzlichen ängstlich-ambivalente Bindungstypen und die ängstlich-vermeidenden Bindungstypen an. Warum? Unterbewusst verstärken sie gegenseitig ihre Rollen – der ängstliche Typ muss noch mehr klammern, der vermeidende Typ noch mehr weglaufen – da diese Dynamik ihr jeweiliges Trauma bestätigt. Aus dieser Kombination entstehen häufig sogenannte toxische Beziehungen. Erkennen Sie sich in dieser Kombination wiederholt wieder, ist eine professionelle Therapie eine empfehlenswerte Hilfe.