Sie haben die ganze Woche über wenig Schlaf bekommen und bleiben am Wochenende mal bis mittags im Bett? Sie sind frisch verliebt und verlassen kaum das Schlafzimmer? Kein Problem. Doch das aktuell virale Phänomen Bed Rotting geht einen großen Schritt weiter: Betroffene leben nahezu in ihrem Bett, wann immer es möglich ist.
Was ist Bed Rotting?
Der Social-Media-Trend Bed Rotting ist zum wahren Phänomen geworden. Der Begriff stammt aus dem Englischen und setzt sich aus den Wörtern "bed" (Bett) und "rotting" (verfaulen) zusammen. Es beschreibt den Trend, den Großteil des Tages im Bett zu verbringen, ohne produktive oder soziale Aktivitäten zu unternehmen.
Das sind die Ursachen von Bed Rotting
Schlafen tut gut, im Bett liegen entspannt. So weit, so klar. Doch wie kommt es, dass immer mehr junge Leute den ganzen Tag im Liegen verbringen und kaum einen Bewegungsdrang haben?
Tatsächlich kann Bed Rotting verschiedene Ursachen haben – meist psychologischer Art. Das übermäßige Im-Bett-Liegen ist häufig eine Art Flucht vor den Herausforderungen des Alltags. Indem man im Bett bleibt, entzieht man sich den Anforderungen und Verantwortlichkeiten des täglichen Lebens. Zudem kann es als eine Art Rückzugsort dienen, um vor sozialen Interaktionen oder persönlichen Problemen zu fliehen. Wer sich selbst dauerhaft als zu lethargisch und kraftlos empfindet, um aufzustehen und alltägliche Aufgaben zu erledigen, erlebt Bed Rotting eventuell sogar als Begleitsymptom eines bereits bestehenden psychologischen Problems.
Darum verbreitet sich das Phänomen weltweit
Immer mehr Menschen können sich mit dem Phänomen Bed Rotting identifizieren. Kein Wunder, dass dieses Verhalten in den sozialen Medien viral geht und sich immer mehr User dazu bekennen. Doch woher kommt die steigende Tendenz zum Bed Rotting?
Zum einen ermöglichen moderne Technologien wie Smartphones und Tablets den Zugriff auf Entertainment und soziale Interaktionen direkt vom Bett aus. Dadurch wird die Versuchung verstärkt, dort zu verweilen, anstatt aufzustehen, um sich zu unterhalten. Zum anderen kann der Druck, in der heutigen Gesellschaft immer erreichbar, aktiv und vorzeigbar zu sein, dazu führen, dass Menschen sich überfordert fühlen und das Bed Rotting als einen Weg sehen, sich zu aus dem Alltag herauszuziehen und abzuschalten. Einige Personen sehen einen Tag Bed Rotting sogar als die ultimative Self-Care-Option.
Ist es okay, den ganzen Tag im Bett zu liegen?
Experten sind sich jedoch einig, dass es nicht gesund ist, den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Sowohl körperlich als auch psychisch kann dies Probleme verursachen.
Bed Rotting kann einerseits negative Auswirkungen auf die Psyche haben, andererseits aber auch ein Symptom von psychischen Problemen wie etwa Depressionen sein. Regelmäßiges, exzessives Bed Rotting kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem die fehlende Aktivität und soziale Isolation die Stimmung weiter verschlechtern und depressive Symptome verstärken. Dazu sagt Prof. Klaus Junghanns, Schlafforscher vom Zentrum für Integrative Psychiatrie an der Lübecker Uniklinik gegenüber dem NDR:
Wenn Sie körperlich so wenig machen, geht das schon in Richtung depressive Stimmungslage. Wenn Sie dazu veranlagt sind, ist das sicher keine gute Idee. Wir uns außerdem tagsüber bewegen, um nachts tief schlafen zu können - beim konsequenten "Bed Rotting" sind Spazierengehen oder Joggen allerdings eher nicht vorgesehen.
Es ist wichtig zu beachten, dass gelegentliches Faulenzen im Bett normal und akzeptabel ist. Jeder braucht Zeiten der Entspannung und Erholung. Jedoch wird Bed Rotting bedenklich, wenn es zur Gewohnheit wird und damit auf die körperliche Gesundheit sowie auf die Psyche schlägt – man etwa tägliche Verpflichtungen und soziale Interaktionen vernachlässigt, in negative Gedankenwelten abrutscht und rundum lethargisch wird.
Bed Rotting erfolgreich bewältigen
Sie erwischen sich dabei, wie Sie ganze Wochenenden oder freie Tage im Bett verbringen und sich einfach nicht aufraffen können? Wer feststellt, dass er mehr als gelegentlich im Bett versackt, sollte ein kritisches Auge auf dieses Verhalten richten. Wir verraten, mit welchen Maßnahmen Sie negativen Auswirkungen des Bed Rottings entgegensteuern können.
- Schaffen Sie eine ausgewogene Routine. Setzen Sie klare Ziele und Aufgaben für den Tag, um Struktur und Sinnhaftigkeit in Ihr Leben zu bringen.
- Begrenzen Sie die Zeit in Ihrem Bett. Verwenden Sie das Bett nur zum Schlafen und für intime Momente, aber nicht als Ort für endlose Stunden der Untätigkeit.
- Suchen Sie soziale Unterstützung. Sprechen Sie mit Freunden oder Angehörigen über Ihre Gefühle und Herausforderungen, um sich nicht isoliert zu fühlen.
- Suchen Sie sich professionelle Hilfe. Wenn das Bed Rotting mit depressiven Symptomen einhergeht oder Ihr Leben stark beeinträchtigt, suchen Sie unbedingt Unterstützung bei einem Psychologen oder Therapeuten.
Zusammenhang zwischen Bed Rotting und Depressionen
Tatsächlich kann ein enger Zusammenhang zwischen Bed Rotting und Depressionen bestehen. Während das Bed Rotting als Symptom von Depressionen auftreten kann, kann es auch dazu führen, dass sich depressive Symptome verstärken, da es mit Isolation, Lethargie und Untätigkeit einhergeht. Es ist wichtig, dass sich Menschen, die stark von Bed Rotting betroffen sind, professionelle Hilfe suchen, um die zugrunde liegenden psychischen Probleme anzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.