
Social Scoring: Wolf im Schafspelz?
Klingt doch erst mal gut: Für eine Blutspende gibt es Bonuspunkte, und wer angetrunken Auto fährt, bekommt Abzüge. Eine App informiert über den eigenen Punktestand. „Wie sinnvoll“, ist vielleicht der erste Gedanke, wenn man vom neuen Bonussystem Chinas hört, das die Regierung dort ab 2020 zur Beurtei lung aller Bürger und für die öffentliche Sicherheit einführen möchte.
Totale Überwachung
Doch was hilfreich klingt, entpuppt sich als Versuch der kompletten Überwachung und Umerziehung der Chinesen. In einigen Städten laufen dazu bereits seit etwa fünf Jahren Pilotprojekte. Privatsphäre? Fehlanzeige. Die Daten bekommt die chinesische Regierung u. a. aus Behörden und Bankangaben, Kranken und Gerichtsakten sowie über Online-Shopping oder Beiträge in sozialen Netz werken. Was zukünftig gesammelt wird, entscheidet der Staat. Wie oft werden z. B. die alten Eltern besucht? Da ist dann natürlich die „nützliche“ Hilfe der Nachbarn gefragt. Wer die maximale Höhe von 1300 Punkten erreicht, wird bevorzugt behandelt: Beförderung im Job, vergünstigte Kredite, verbilligte Flugreisen. Und wer sich nicht linientreu verhält, dem werden Sozialleistungen gekürzt, der verliert seine Kreditwürdigkeit ... Social Scoring ein modernes Wort für totale Kontrolle. Gab’s hierzulande auch mal.
Autoren: Kerstin Görn & Vera Vaelske
