
Ist die Inflation gekommen, um zu bleiben?
Zu den Hauptinflationstreibern gehören derzeit die Energiekosten sowie die Lebensmittelpreise. Bei Letzteren ist ein Rückgang auf das Vorkrisenniveau nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Wie bei anderen Produkten auch ist noch unklar, ob die Hersteller die gestiegenen Produktionskosten bereits voll an die Verbraucher weitergegeben haben, oder ob hier weitere Preisanpassungen zu erwarten sind.
Optimistisch stimmt die Entwicklung bei den Energiekosten. Diese fallen seit November wieder leicht, was nicht nur an den staatlichen Zuschüssen, sondern auch an den Weltmarktpreisen für Öl und Gas liegt. Beim Öl ist die befürchtete Preisexplosion ohnehin nicht ganz so dramatisch ausgefallen, wie erwartet wurde. Die Gasversorgung scheint trotz Verzicht auf russisches Gas und Gaspreisdeckel gesichert. Der Gaspreis sinkt daher derzeit wieder, allerdings ist unklar, wann Energieversorger und Unternehmen diesen an die Verbraucher weitergeben werden.
Wer auf sinkende Preise setzt, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. In der zweiten Runde werden nämlich auch die Löhne ansteigen und erneut zu einem Anstieg der Produktions- und Dienstleistungskosten führen. Wahrscheinlicher ist daher auch in den nächsten Monaten eine erhöhte Inflationsrate und bestenfalls ein Rückgang auf ein normales Niveau von zwei bis drei Prozent. Das würde zwar bedeuten, dass die Inflation unter Kontrolle ist und keine Gefahr für die Volkswirtschaft darstellt.
Es bedeutet aber auch, dass Verbraucherinnen weiterhin mit moderaten Preisanstiegen für Waren und Dienstleistungen rechnen müssen. Besonders betroffen von der damit einhergehenden Reduzierung sind Beschäftigte im Niedriglohnbereich, darunter überproportional viele Frauen. Sie müssen sich mit dem gestiegenen Preisniveau arrangieren und trotzdem ihre Familien versorgen und laufende Kosten bestreiten. Das treibt nicht wenige Geringverdienerinnen in die Schuldenfalle und die Gefahr einer Abwärtsspirale, an deren Ende häufig nur noch die Privatinsolvenz bleibt.
Wir haben daher 4 Tipps zusammengetragen, wie Frauen mit der neuen Situation zurechtkommen können, ohne sich zu verschulden oder am nötigsten sparen zu müssen.
Tipp #1: Umschuldung
In Zeiten erhöhter Ausgaben geraten viele Geringverdienerinnen in den Dispokredit oder überziehen diesen sogar. Dabei handelt es sich jedoch um die teuerste Art von Krediten, weshalb alle anderen Kreditformen vorzuziehen sind. In vielen Miethaushalten werden in den nächsten Wochen außerdem horrende Nachzahlungen im Bereich der Nebenkosten erwartet, andere haben bereits teure Rechnungen und signifikant erhöhte Abschlagszahlungen von ihrem Energieversorger präsentiert bekommen. Wer bisher gerade so über die Runden gekommen ist, kann dadurch in den Überziehungsrahmen geraten.
Bestehen zudem bereits Kreditverpflichtungen aus anderen Konsumentenkrediten ist eine günstigere Umschuldung teurer Kleinkredite angeraten, denn damit können in der Regel die Zinszahlungen und eventuell auch die Rückzahlungsraten reduziert werden. Gelingt es, durch die Zusammenfassung mehrerer Kredite Zinsen zu sparen und das Girokonto im positiven Bereich zu halten, erhöht sich das verfügbare Einkommen, aus dem die höheren Preise bestritten werden können.
Nicht nur die drohenden Nachzahlungen bei den Energiekosten, sondern auch die Zinsentwicklung lassen eine gewisse Eile bei diesen Finanzierungsplänen angeraten erscheinen. Derzeit heben viele Zentralbanken die Leitzinsen an, um die Inflation zu bekämpfen. Die Banken geben dieses höhere Zinsniveau an ihre Kreditnehmer weiter, sodass in der kurzen und mittleren Frist mit erhöhten Kreditzinsen zu rechnen ist.
Frauen sollten sich deshalb zügig beraten lassen oder selbst informieren, ob und wie sie bestehende Verbindlichkeiten und drohende Mehrausgaben kostengünstig finanzieren können. Welche Kriterien für eine erfolgreiche Umschuldung anzulegen sind, ist abhängig von den individuellen Umständen. Die Rückzahlung der Kreditschuld und die Bedienung der monatlichen Zinskosten sollten in jedem Fall gesichert sein, denn sonst drohen Mahngebühren und die kostenpflichtige Übergabe des Kredits an ein Inkassounternehmen.
Als Faustregel gilt, dass die Kreditkosten monatlich nicht mehr als 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens übersteigen sollten, damit auch unvorhergesehene Ausgaben oder Zinserhöhungen die Rückzahlung nicht gefährden. Um an die günstigen, werbewirksam präsentierten Sollzinsen zu gelangen, ist außerdem ein einwandfreier Schufa-Score vonnöten. Bereits ab einem Schufa-Bonitätsscore von 95 oder darunter gehen Banken von einem erhöhten, ab 90 von einem hohen Ausfallrisiko für die Kreditrückzahlung aus.
Dies schlägt sich in höheren Zinsforderungen nieder. Bevor man einen Kredit aufnimmt, sollte man daher unbedingt dafür sorgen, dass veraltete oder falsche Einträge bei der Schufa aus der Akte gelöscht werden.
Tipp #2: Einnahmen erhöhen
Was sich im ersten Moment wie eine Unmöglichkeit anhören mag, sollte nicht vorschnell zurückgewiesen werden. Frauen verdienen für die gleiche Arbeit nach wie vor etwa 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Nicht selten handelt es sich dabei um einen Nachteil, den Frauen bereits bei der Einstellung erfahren und durch folgende Gehaltserhöhungen nicht wieder einholen. Das heißt aber auch, dass Frauen gerade in Zeiten eines generellen Arbeitskräftemangels, wie er derzeit in vielen Branchen herrscht, eine starke Verhandlungsposition haben, um eine Gehaltserhöhung zu fordern.
Die meisten Chefs werden außerdem Verständnis dafür aufbringen, dass sich gestiegene Lebenshaltungskosten auch in höheren Löhnen niederschlagen müssen. Letztlich riskiert man mit einer höflich vorgetragenen Bitte um eine Gehaltserhöhung nicht viel. Lehnt der Chef ab, kann man sich immer noch nach einer besser bezahlten Stelle umsehen. Berufserfahrung und die dadurch erwiesene Zuverlässigkeit in Verbindung mit dem demografischen Wandel eröffnen viele Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt.
Frauen in Teilzeit, denen eine Gehaltserhöhung verstellt ist, weil das Unternehmen beispielsweise ausschließlich nach Tarif bezahlt, können darüber nachdenken, ob es möglich und sinnvoll ist, ihre Stundenzahl anzuheben und damit ihr Einkommen zu erhöhen. Oder ob für sie eine attraktive Zuverdienstmöglichkeit im Homeoffice infrage kommt.
Insbesondere Frauen sollten nicht den Fehler machen, ihre Arbeitsleistung zu geringzuschätzen. Viele Chefs wissen, was sie an ihnen haben und sind bereit, über Wege, das Gehalt anzuheben, zumindest wohlwollend nachzudenken.
Eine weitere Möglichkeit, die Einnahmen zu erhöhen, ist die Inanspruchnahme staatlicher Fördergelder wie des Wohngeldes oder kommunaler Förderangebote, etwa im Bereich der Kinderbetreuung. Diese Leistungen stellt der Staat extra für Geringverdiener zur Verfügung und man sollte sich nicht schämen, diese auch in Anspruch zu nehmen.
Tipp #3: Haushaltsbuch führen
Oft bestehen auf der Ausgabenseite auch noch erhebliche unentdeckte Sparpotenziale. Diese identifiziert man am besten, indem man alle Ausgaben in einem Haushaltsbuch oder einer Ausgaben-App verzeichnet und regelmäßig anschaut. Eine Brezel hier und ein Cappuccino dort, schlagen im Monat vielleicht wesentlich stärker zu Buche, als die geringen Einzelpreise vermuten ließen.
Die Bildung von Kategorien, die sich etwa nach Art oder Notwendigkeit der Ausgaben unterscheiden, können diesen Überblick noch verbessern. Die Rückschau auf vergangene Wochen oder Monate sowie deren Vergleich, schärfen den Fokus auf mögliche Einsparpotenziale.
Tipp #4: Clever einkaufen
Wer alle Tipps beachtet und trotzdem nach weiteren Möglichkeiten sucht, die Ausgaben zu senken, wird nicht umhinkommen, etwas am Einkaufsverhalten zu ändern. Das betrifft auch die Grundversorgung mit Lebensmitteln. Der größte und am einfachsten zu beeinflussende Faktor ist hier der Ort des Einkaufs. Fachhändler und Biomärkte sind teurer als Supermärkte, die wiederum teurer sind als Discounter und sich auch untereinander unterscheiden.
Frisches Obst und Gemüse sind nicht nur gesünder, sondern auch günstiger als fertig oder stark verarbeitete Lebensmittel, ihre Zubereitung kostet allerdings auch mehr Zeit. Bei Fleisch hingegen sind die Produkte aus der Kühlabteilung günstiger als diejenigen aus der Frischetheke oder der Tiefkühltruhe. Wer Wochen- und Sonderangebote oder Rabattmarken (beispielsweise aus kostenlosen Zeitungen) nutzt, kann noch einmal sparen.
Wenn es die Zeit zulässt, kann man sich für jede Warengruppe überlegen, wo man diese am günstigsten einkaufen kann. Jedoch ist ein Einkauf in unterschiedlichen Geschäften nicht nur sehr aufwendig, sondern kann durch die Treibstoffkosten sogar teurer werden. Vor dem Einkaufen sollte man sich überdies einen Einkaufszettel erstellen und nur diese Produkte kaufen.
Selbst sparsame Frauen können erfahrungsgemäß mit einer Ausgaben-App und entsprechender Einkaufsplanung monatlich Summen zwischen etwa 50 Euro oder sogar 100 Euro und mehr einsparen, ohne sich allzu sehr einschränken zu müssen.
