
Veraltete Strukturen, Kindererziehung und Co.: Noch immer sind besonders Frauen häufig finanziell abhängig von ihrem Partner. Unsere Expertinnen verraten uns die wichtigsten Tipps in die finanzielle Freiheit.
Gehören auch Sie zu den Menschen, die um das „leidige“ Thema Finanzen am liebsten einen großen Bogen machen? Damit sind Sie nicht allein – und leider sind es immer noch meist Frauen, die diesen Bereich als kompliziert und einschüchternd wahrnehmen und ihn daher lieber vermeiden. Doch wie bei vielen Dingen im Leben ist es auch hier so: Je mehr wir uns davor drücken, umso größer wird der Berg, den wir erklimmen müssen.
Im Video: So viel Geld bräuchten Sie jetzt für eine unbeschwerte Rente
Die wichtigsten Tipps rund um das Thema Sparen
Eines dürfen wir nicht vergessen: Die eigenen Finanzen im Griff zu haben, macht etwas mit uns – denn mit unserem Kontostand steigt auch unser Selbstwertgefühl. Wer vor Themen wie Altersvorsorge, Aktien und Anleihen nicht zurückschreckt, sondern sich aktiv damit auseinandersetzt, merkt schnell, dass das Ganze weitaus weniger kompliziert ist als gedacht. Und wie gut fühlt es sich bitte an, sich nicht mehr von einem gewieften Bankberater über den Tisch ziehen zu lassen, sondern über das nötige Wissen zu verfügen, um seine Investments selbst in der Hand zu haben?
Finanzielle Unabhängigkeit: 3 Finanz-Expertinnen antworten auf Ihre Fragen
Darum haben wir drei Expertinnen aus dem Finanzbereich gebeten, 15 der häufigsten Fragen rund ums Geld zu beantworten. Sie werden sehen, es ist nie zu spät, um anzufangen. Plus: Es ist einfacher, als Sie denken – und macht sogar Spaß!

Margarethe Honisch ist die Gründerin der Plattform „Fortunalista“ und Bestsellerautorin („So wirst du finanziell frei“). Mehr Infos unter: fortunalista.de

Sandra Klug leitet seit 2021 die Abteilung Geldanlage, Geldvorsorge, Versicherungen der Verbraucherzentrale Hamburg. Mehr Infos unter: vzhh.de

Anja Ciechowski spricht als Redakteurin und Podcasterin des „Finanztip“- Podcasts „Auf Geldreise“ gern über Finanzthemen. Mehr Infos unter: finanztip.de
1. „Wie berechne ich meine persönliche Rentenlücke – und lässt sie sich auch mit 50+ noch schließen?“
Margarethe Honisch:
Die Rentenlücke wird durch die Differenz zwischen dem gewünschten Renteneinkommen (Faustregel: 80 Prozent des letzten Nettogehalts) und der voraussichtlichen gesetzlichen Rente berechnet (findet sich auf der Renteninformation, die regelmäßig per Post kommt). Bei der Berechnung spielen individuelle Faktoren wie das Renteneintrittsalter, Rentenbeiträge und private Rentenversicherungen eine Rolle. Gehaltssteigerungen können die spätere Rente positiv beeinflussen, während politische Entscheidungen auch negative Änderungen im Rentensystem mit sich bringen können. Die Inflation wirkt sich auf die Kaufkraft der Rente aus und kann den Bedarf an einem ausreichenden Renteneinkommen erhöhen. Bei der Berechnung der Rentenlücke sollten all diese Faktoren berücksichtigt werden (geht am schnellsten über ihre rentenluecke.de).
Es ist möglich, die Rentenlücke auch mit über 50 zu schließen, jedoch hängt dies von der Größe der Lücke ab. Ich empfehle, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, wie zusätzliche Rentenbeiträge, ETF-Sparpläne oder sogar eine private Rentenversicherung. Ein Teil des investierten Geldes kann während der Rentenzeit weiterarbeiten und zusätzliches Einkommen generieren. Wenn Sie über 50 sind und sich noch nicht um Ihre Altersvorsorge gekümmert haben, sollten Sie jetzt handeln und keine weitere Zeit verlieren.
2. „Ich habe 50.000 Euro geerbt – wie lege ich das Geld jetzt am besten an?“
Margarethe Honisch:
Das hängt immer von vielen persönlichen Faktoren ab. Eine Option wäre der Aufbau eines breit diversifizierten Portfolios, das in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe investiert. Dieses Portfolio kann langfristige Wertsteigerungen ermöglichen und ist sogar mit ETFs abbildbar. Ich empfehle dabei, immer global zu investieren, um von den Chancen verschiedener Märkte und Regionen zu profitieren. Durch die Streuung über verschiedene Länder und Wirtschaftsbereiche können Sie das Risiko reduzieren und das Potenzial für langfristige Renditen erhöhen.
Eine andere Möglichkeit ist der Aufbau eines Dividendenportfolios, bei dem Sie gezielt in Aktien von Unternehmen investieren, die regelmäßige Dividendenzahlungen leisten. Dies kann eine Einkommensquelle bieten. Egal, wie man sich entscheidet: Es ist wichtig, Ihre individuellen Ziele, Ihre Risikobereitschaft und den Anlagehorizont zu berücksichtigen und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen, um die für Sie passende Anlagestrategie zu finden.
3. „Stichwort hohe Kontoführungsgebühren: Wie kompliziert ist es, die Bank zu wechseln?“
Sandra Klug:
Viele schrecken davor erst mal zurück, weil der Wechsel des Girokontos auf den ersten Blick dem Besteigen des Mount Everest zu gleichen scheint. So schlimm ist es aber gar nicht. Die meisten Banken bieten einen kostenlosen Kontowechselservice an: Daueraufträge werden dann automatisch übernommen, und Zahlungspartner wie beispielsweise der Vermieter oder die Versicherung werden über die neuen Kontodaten informiert. Das spart schon mal viel Stress! Und durch diese Unterstützung fühlt es sich am Ende gar nicht mehr nach Mount Everest an, sondern nur noch nach dem Hügel um die Ecke, der überwunden werden muss. Kann auch etwas nervig sein – muss es aber nicht.
Aber Vorsicht: Ein Kontenwechsel will gut überlegt sein, schießen Sie ihn nicht aus der Hüfte. Denn viele Angebote klingen verlockend – doch der Teufel steckt im Detail. Darum: Verschaffen Sie sich vor dem Wechsel auf jeden Fall einen gründlichen Überblick über die verschiedenen Anbieter. Auf test.de finden Sie eine umfassende Übersicht.
4. „Gibt es in der heutigen Zeit so etwas wie krisensichere Aktien?“
Anja Ciechowski:
Eine attraktive Rendite mitnehmen, ohne Angst vor einem Totalverlust am Aktienmarkt haben zu müssen – wer wünscht sich das nicht? Leider sieht die Realität anders aus. Denn so etwas wie krisensichere Aktien werden Sie kaum finden, vor allem nicht unter Einzeltiteln. Was Sie aber tun können: Ihr Risiko minimieren! Und dafür müssen Sie nur ein paar Punkte beachten.
1. Setzen Sie auf einen weltweit investierten Aktien-ETF, der aus Hunderten, besser Tausenden Wertpapieren aus unterschiedlichen Ländern und Branchen besteht. Wenn Sie Ihr Geld in einen ETF schieben, dann entscheiden Sie sich nicht nur für eine Aktie, sondern für einen großen und bunten Blumenstrauß aus Aktien. Dabei bildet der Aktienblumenstrauß einen börsenbekannten Index nach, wie den DAX oder MSCI World. Und diesen Blumenstrauß bekommen Sie schon fertig gebunden, Sie müssen sich ihn nicht mühsam aus einzelnen Aktien zusammenstellen.
2. Denken Sie langfristig, um das Verlustrisiko zu minimieren. Wenn Sie Vermögen mit Aktien aufbauen wollen, sollten Sie mindestens zehn, besser fünfzehn Jahre mitbringen. Über die Dauer lassen sich dann auch Schwankungen am Aktienmarkt einfach aussitzen.
3. Bitte wirklich nur das investieren, womit Sie sich wohlfühlen und auf das Sie besagte fünfzehn Jahre oder gegebenenfalls länger verzichten können.
5. „Wie sinnvoll ist es, jetzt noch einen Bausparvertrag abzuschließen?“
Sandra Klug:
Grundsätzlich sind Bausparverträge wenig sinnvoll. Denn die Ansparzinsen sind schlecht, und es fallen viel zu hohe Kosten an. In aller Regel würde man eine Immobilienfinanzierung eher nicht über einen Bausparvertrag, sondern über ein Annuitätendarlehen realisieren – hier zahlen Sie eine monatliche Rate, die aus Tilgung und Zinsen besteht und über die gesamte Vertragslaufzeit gleich bleibt, was eine hohe Planungssicherheit mit sich bringt.
Die Finanzierung mit einem Bausparvertrag hingegen ist viel komplizierter – darum rate ich dringend davon ab, einen großen Bausparvertrag abzuschließen. Denn leider wird der Ihnen in erster Linie nur angeboten, damit eine Provision verdient werden kann. Sollten Sie schon eine Immobilie haben und möchten jetzt darauf sparen, das Dach oder die Heizung zu erneuern – dann kann sich ein kleiner Bausparvertrag allerdings lohnen. In diesem Fall lassen Sie sich am besten unabhängig beraten, damit Sie das richtige Produkt für Ihre Ziele finden.
6. „Werde ich bei der Bank gut beraten?“
Anja Ciechowski:
Vorsicht: Bankberater agieren eher als Verkäufer denn als neutrale Berater. Sie möchten die Finanzprodukte verkaufen, die ihnen selbst eine hohe Provision versprechen – und nicht die, die zu den individuellen Bedürfnissen des Kunden passen. Bei einem Honoraranlageberater oder Honorarfinanzanlageberater sind Sie besser aufgehoben – dort zahlen Sie einen Betrag für die Beratung, können aber sicher sein, dass Ihnen Produkte vorgeschlagen werden, die wirklich zu Ihrer Lebenssituation passen.
7. „Nachhaltigkeit ist mir wichtig – aber bringen grüne ETFs nicht weniger Rendite?“
Anja Ciechowski:
Mit gutem Gewissen Geld anlegen und dabei ethische Standards berücksichtigen? Das geht – mit breit gestreuten ETFs, die einen nachhaltig ausgerichteten Aktienindex abbilden. Grüne Fonds erkennen Sie häufig am Kürzel „ESG“ oder „SRI“ im Namen. Sie sind kostengünstig, folgen grundsätzlich ethischen Kriterien, und die laufenden Verwaltungskosten (TER) sind deutlich geringer als bei aktiv gemanagten Fonds. Auf Rendite müssen Sie ebenfalls nicht verzichten.
„Finanztip“ hat sich die nachhaltigen Indizes MSCI World SRI und Dow Jones Sustainability World Enlarged Index einmal genauer angesehen. Beide haben weniger Aktien im Portfolio als ihre klassischen Pendants. Mehr schwanken tun sie aber trotzdem nicht, bezogen auf einen Fünf-Jahres-Zeitraum (2017 bis 2021). Der MSCI World SRI erzielte sogar eine bessere Rendite als der normale MSCI World. Der nachhaltige Dow Jones liegt mit 0,3 Prozentpunkten nur leicht hinter dem MSCI All Countries World Index. Grüne ETFs bringen also nicht unbedingt weniger Rendite. Im Gegenteil: Teilweise performen sie sogar besser als ihre klassischen Gegenstücke.
8. „Wenn ich in ETFs investieren will: Was macht mehr Sinn – eine Einmalanlage oder ein Sparplan? Und ab welchem monatlichen Betrag lohnt sich ein ETF-Sparplan mit 50+ überhaupt noch?“
Margarethe Honisch:
Ob eine Einmalanlage oder ein Sparplan sinnvoller ist, hängt von den individuellen Präferenzen und Umständen ab. Eine Einmalanlage eignet sich, wenn Sie einen Betrag zur Verfügung haben, beispielsweise durch ein Erbe oder eine Abfindung, den Sie sofort investieren möchten und gleichzeitig langfristig anlegen können. Ein Sparplan hingegen ist geeignet, wenn Sie regelmäßig kleinere Beträge investieren möchten, um von Cost Average-Effekten zu profitieren. Durch diese wiederkehrenden Investitionen zu verschiedenen Zeitpunkten wird der Durchschnittspreis pro Einheit über einen längeren Zeitraum hinweg geglättet.
ETF-Sparpläne können sich auch für Personen über 50 Jahre lohnen, denn hierbei habe ich bis zur Rente einen Anlagehorizont von 15 Jahren oder mehr. Das ist sehr viel und bietet entsprechendes Potenzial. Jedoch ist es auch hier wieder wichtig, das persönliche Risiko zu beachten. Je nach individueller finanzieller Situation und Anlagezielen sollte das Risiko angemessen gestaltet werden.
9. „Mein Arbeitgeber bietet seit Neuestem vermögenswirksame Leistungen an. Macht das Sinn?“
Anja Ciechowski:
Mit dem Chef oder der Chefin ein kleines Vermögen aufbauen – mit vermögenswirksamen Leistungen (VL) können Angestellte, Auszubildende oder Beamte bis zu 40 Euro monatlich erhalten. Verpflichtet ist der Arbeitgeber dazu aber nicht. Auch ohne Zuschuss vom Arbeitgeber können VL lohnen. Denn der Staat bietet ebenfalls eine Förderung. Unter Umständen können Sie sich die Arbeitnehmersparzulage sichern, die Wohnungsbauprämie oder sogar beides. Ob Sie anspruchsberechtigt sind, ist abhängig von der Summe des zu versteuernden Einkommens. Das darf nicht über 17.900 Euro im Jahr (Singles) liegen.
Übrigens: Nur Ihr Arbeitgeber kann für Sie die VL-Leistungen von Ihrem Nettogehalt abführen. Bitten Sie ihn einfach darum. Er ist dazu verpflichtet – auch dann, wenn er sie nicht bezuschusst. Sie haben nur einen kleinen Betrag monatlich über, scheuen das Verlustrisiko oder viel zu hohe Gebühren? Es gibt spezielle Anbieter für VL-Fondssparpläne, die kleine Beiträge zu geringen Gebühren anlegen.
10. „Lohnt es sich, in Gold zu investieren?“
Anja Ciechowski:
Gold wird wahrscheinlich nie ganz wertlos ein. Sollten Sie Angst vor einem Währungs-Crash haben oder einen Totalverlust Ihrer Geldanlage fürchten, können Sie über den Kauf nachdenken. Mischen Sie Ihrem Portfolio nicht mehr als zehn Prozent bei. Ein zu hoher Goldanteil könnte sonst die Rendite-Chancen Ihres Gesamtportfolios zu sehr beeinträchtigen.
11. „Endlich gibt es wieder Zinsen. Lohnen sich Tagesgeld und Festgeldkonten denn jetzt wieder?“
Anja Ciechowski:
Die jahrelange Nullzinsphase ist endlich vorbei: Über zwei Prozent pro Jahr sind drin beim Tagesgeld; beim Festgeld sind’s sogar bis zu vier Prozent bei dreijähriger Laufzeit (Stand: Juli 2023). Möchten Sie Geld auf die hohe Kante legen, auf das Sie jederzeit zugreifen können und das auch noch ordentlich verzinst wird? Dann machen Sie nichts falsch mit einem Tagesgeldkonto. Mittlere oder größere Summen sollten ebenfalls nicht auf dem unverzinsten Girokonto versauern. Dort frisst es die Inflation eh nur auf.
Stattdessen gehört Ihr Erspartes auf ein Festgeldkonto – vorausgesetzt, Sie bringen ein wenig Zeit mit. Denn beim Festgeld legen Sie einen bestimmten Betrag für einen fest vereinbarten Zeitraum an. Vorzeitig kündigen ist in der Regel nicht möglich. Zwar sind Sie mit einem Festgeldkonto nicht so flexibel wie mit Tagesgeld. Dafür bekommen Sie aber meist höhere Zinsen. Achten Sie darauf, dass die Zinslaufzeit maximal 36 Monate beträgt. Andernfalls lassen Sie sich möglicherweise besser verzinste Angebote entgehen.
12. „Sind Anleihen noch ein sinnvolles Investment?“
Margarethe Honisch:
Ja, Anleihen können nach wie vor ein sinnvolles Investment sein. Sie bieten eine Vielzahl von Vorteilen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, sowie regelmäßige Zinszahlungen, die für Einkommensinvestorinnen attraktiv sind. Zudem sind sie im Vergleich zu Aktien weniger volatil und bieten somit eine gewisse Stabilität im Portfolio. Volatilität beschreibt, wie stark ein Wert, zum Beispiel einer Aktie oder eines Index, um den eigenen Mittelwert schwankt. Je höher die Volatilität, umso höher ist also auch das Risiko. Da zudem aktuell auch die Zinsen wieder steigen, kann man sich mit Anleihen eine gute Investitionsmöglichkeit mit bis zu vier Prozent Rendite sichern. Zudem bieten sie eine Diversifikationsmöglichkeit, da sie oft eine negative Korrelation zu Aktien aufweisen.
Dies bedeutet, dass Anleihen in Zeiten von Marktturbulenzen dazu beitragen können, das Portfolio zu stabilisieren und Verluste abzumildern. Allerdings ist es wichtig, das Risiko von Anleihen zu beachten. Das Ausfallrisiko des Emittenten spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Das Rating der Anleihen gibt Auskunft über die Bonität des Emittenten und somit über das Ausfallrisiko. Investorinnen sollten darauf achten, Anleihen mit angemessenem Rating auszuwählen, um das Risiko zu minimieren. Des Weiteren sollte die Laufzeit der Anleihen berücksichtigt werden. Kurzfristige Anleihen bieten eine schnellere Rückzahlung des investierten Kapitals, während langfristige Anleihen eine langfristige Bindung des Kapitals bedeuten. Die Wahl der richtigen Laufzeit hängt von den individuellen Anlagezielen und dem Zinsumfeld ab.
13. „Ich habe noch einen alten Riestervertrag und steige dort überhaupt nicht durch. Soll ich den besser auflösen und das Geld anderweitig anlegen?“
Sandra Klug:
Die Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Es kommt auf den konkreten Vertrag und die individuellen Umstände an. Bekommen Sie viele Zulagen und verdienen wenig, etwa weil Sie in Teilzeit arbeiten, kann sich das Weiterführen lohnen. Ist der Vertrag hingegen teuer und die Förderung gering, könnte eine Beitragsfreistellung oder sogar die Kündigung sinnvoll sein – denn häufig fressen die hohen Kosten die Zulagen wieder auf.
Stellt man den Vertrag beitragsfrei, bedeutet das, dass man ihn einfach einfriert, so wie er jetzt ist. Bestenfalls entwickelt er sich dann sogar weiter, obwohl man nicht mehr einzahlt. Bei einer Kündigung hingegen muss man sich bewusst sein, dass man alle erhaltenen Zulagen und auch die Steuern wieder zurückzahlen muss. Dauert es bis zum Renteneintritt noch 30 Jahre, ist es aber möglich, den Verlust auszugleichen. Am besten, Sie lassen sich unabhängig beraten und den Vertrag erklären, um eine gute Entscheidung treffen zu können.
14. „Sollte man in eine andere Währung investieren?“
Margarethe Honisch:
Eine Investition in eine andere Währung kann helfen, das Währungsrisiko zu diversifizieren und potenziell von Wechselkursschwankungen zu profitieren. Sie ist aber auch äußerst spekulativ, definitiv nichts für Anfängerinnen.
15. „Ich bin seit 25 Jahren verheiratet, mein Mann ist der Hauptversorger. Was steht mir zu, wenn wir uns trennen oder wenn er plötzlich verstirbt?“
Sandra Klug:
Hier sind zwei Fälle zu unterscheiden und getrennt voneinander zu betrachten: Tod und Scheidung. Verstirbt der Ehemann und es gibt kein Testament, so gilt die gesetzliche Erbfolge. Das bedeutet, dass die nächsten Verwandten erben. Aber auch die Ehepartnerin erbt. Gibt es zum Beispiel in der Familie zwei Kinder, so würde die Ehefrau die Hälfte erben, die andere Hälfte würden sich die Kinder teilen. Ist eine andere Verteilung gewünscht, muss ein Testament gemacht werden. Lassen Sie sich auch hierzu beraten.
Lässt man sich scheiden, ohne dass ein Ehevertrag die Folgen der Trennung bereits geregelt hat, so wird der Zugewinn geteilt und ein Versorgungsausgleich geregelt. Das bedeutet, dass sowohl das in der Ehe erworbene Vermögen als auch die Rentenansprüche beider Ehepartner geteilt werden. Zudem kann es unter Umständen noch Unterhaltsansprüche geben. Lassen Sie sich im Falle einer Trennung unbedingt von einer Anwältin oder einem Anwalt beraten, damit Ihre Rechte gewahrt bleiben.
ETFs kaufen für Einsteigerinnen
Auf diese 8 Faktoren kommt es beim Kauf von ETFs an:
1. DER INDEX: Soll der ETF den DAX nachbilden (enthält nur deutsche Unternehmen) oder den MSCI World (enthält Industrieländer weltweit)? Auf justetf.com oder
extraetf.com kann man sehen, welche Länder, Branchen und Unternehmen in den einzelnen ETFs gebündelt sind.
2. DIE GEWINNAUFWENDUNG: Bei einem thesaurierenden ETF werden die Dividenden automatisch wieder reinvestiert, bei einem ausschüttenden ETF hingegen werden die Dividenden regelmäßig ausgezahlt.
3. DIE REPLIKATIONS-METHODE: „Physisch“ heißt, dass der Index exakt nachgebildet wird, „optimiert“ bedeutet, dass kleinere Titel, die keinen großen Einfluss auf die Rendite haben, durch andere ersetzt werden können.
4. DIE ETF-GRÖSSE: Sollte mindestens 100 Millionen Euro betragen.
5. DIE KOSTEN: Der Wert TER gibt die jährlichen Kosten an – in der Regel zwischen 0,1 und 0,5 Prozent der Fonds-Anteile.
6. DIE PERFORMANCE: Wie hoch war die Rendite in der Vergangenheit? Wie hat sich der ETF über die Jahre entwickelt?
7. DIE SPARPLANFÄHIGKEIT: Nicht alle ETFs kann man besparen – und auch nicht bei
jeder Bank. Will man einen Sparplan aufsetzen, ist es wichtig, bei der Depot-Eröffnung darauf zu achten, ob das für den gewünschten ETF dort auch möglich ist. Bei Direktbanken (zum Beispiel Comdirect oder ING) ist das Angebot zwar größer als bei sogenannten Neo-Brokern, aber dafür sind die Gebühren höher.
8. DAS DEPOT: Ein Depot kann man ganz einfach online eröffnen: Formular ausfüllen, Identität nachweisen (meist per Video-Chat) – schon trudelt per Post das Passwort ein, der Startschuss, um ETFs zu kaufen oder einen Sparplan aufzusetzen!