Interview: Audrey Tautou

Interview: Audrey Tautou

„Die fabelhafte Welt der Amélie“ machte Audrey Tautou zum Superstar. Und ein bisschen was von dem verträumten Mädchen steckt immer noch in ihr. Wir trafen die Schauspielerin zum Interview.

Audrey Tautou © Gareth Cattermole/Getty Images
Interview: Audrey Tautou

Steckbrief Audrey Tautou

  • Geboren: Am 9. August 1976, aufgewachsen in Montluçon in der Auvergne. Nach dem Abi ging sie nach Paris und nahm am renommierten Cours Florent Schauspielunterricht.
  • Karriere: Audrey Justine Tautou wurde mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ 2001 über Nacht berühmt. Nach „L’auberge espagnole“ 2002, „Mathilde“ 2004 und „The Da Vinci Code“ 2006 spielte Tautou 2009 die Hauptrolle in „Coco Chanel“ und wurde das neue Gesicht für Chanel N° 5. Gerade hat sie Teil drei der Erfolgskomödie „L’auberge espagnole“ abgedreht. Titel: „Casse-tête chinois“.
  • Privates: Ihr Vater, ein Zahnarzt, und ihre Mutter, eine Lehrerin, benannten sie (tatsächlich!) nach Schauspielerin Audrey Hepburn.
Seit sie uns in „Amélie“ mit Grübchen, Kulleraugen und keckem Blick verzauberte, ist sie eine Kino-Ikone – und das weit über Frankreich hinaus. Nun verstreut Audrey Tautou wieder Sternenstaub über der Filmleinwand: In Michel Gondrys „Der Schaum der Tage“ (ab 3.10.13) spielt sie die todkranke Chloé, die mit Romain Duris die große Liebe erlebt. Die Verfilmung von Boris Vians Kultroman ist eine zärtliche Ode an die Liebe und die Vergänglichkeit des Lebens. Zum FÜR SIE-Interview sind wir mit Audrey Tautou im Hotel „Bristol“ in Paris verabredet und erleben die Schauspielerin ganz ohne Star gehabe. Die 37-Jährige trägt Jeans und T-Shirt, auf Make-up hat sie völlig verzichtet, der Ton ist locker.

Audrey, zum ersten Mal müssen Sie auf der Leinwand sterben. Hat Ihnen das etwas ausgemacht?

Komischerweise schon – vielleicht, weil ich sehr hypochondrisch veranlagt bin. Nach dem Dreh dachte ich, es schadet ja nichts, mal meine Lungen untersuchen zu lassen, und ging zum Röntgen. Es ist aber alles okay!

In Ihren Lungen wachsen also keine Blumen wie bei Chloé. Hat Ihnen die verrückte Romanze viel abgefordert?

Schwierig war die Reise in den Wolken. In einer Szene schwebe ich mit Romain Duris frisch verliebt im siebten Himmel. Dafür setzte unser Regisseur uns in eine Art Wolkengefährt, das an einem Kran hing. Und mir wird sehr schnell schwindelig!

Verlangt Meisterregisseur Michel Gondry allen so viel ab?

Michels Drehs sind immer etwas Besonderes: Alle zehn Minuten fällt ihm etwas Neues ein, wird improvisiert – ein irres Durcheinander. Ich bin sonst immer sehr konzentriert. Aber hier musste ich lernen, mal nicht alles zu kontrollieren und keine Angst zu haben, dass ich versage. Da fühlt man sich sehr lebendig!

Sind Sie immer so selbstkritisch?

Und wie. Ich bin irre streng mit mir selbst. Aber bei Michel verlernt man das etwas. Bei ihm ist es überhaupt nicht tragisch, wenn man mal versagt. Im Zweifelsfall holt er da die nächste tolle Idee raus. Ich habe mich sehr frei gefühlt, sehr leicht. Wie ein Kind, das nur ein Spiel spielt.

Sollte auch die Liebe für Sie immer etwas Spielerisches haben?

Hm, ich glaube schon, dass die Liebe albern und etwas verspielt sein muss. Sonst ist sie doch langweilig! Ich bin sehr romantisch veranlagt.

Was genau lieben Sie so an der Romantik?

Die Leichtigkeit. Die Absolutheit. Die Freude. Ich mag es auch, wenn mein Partner mich überrascht.

Welcher Ort in Paris ist für eine bekennende Romantikerin am schönsten?

Ich liebe die Tuilerien, den Park hinter dem Louvre mit seinen Alleen, den hohen Platanen und den runden Wasserbecken in der Mitte, wo die Kinder Bötchen fahren lassen.

„Amélie“ liegt jetzt gut zehn Jahre zurück. Verstehen Sie aus der heutigen Distanz, warum dieser Film damals die ganze Welt verzaubert hat?

Nein – das ist noch immer ein Wunder für mich. Ich bin viel umhergereist, und überall war es das Gleiche, überall gab es dieselben Gefühlsausbrüche und genau dieselben Worte: dass sie so berührt gewesen seien von dem Film, aber auf eine ganz besondere Weise. Es ist wie ein großes Geschenk, das mich noch immer umhaut.

Ein Geschenk – oder auch ein Schock?

Ein Schock war nur, von einem Tag auf den anderen berühmt zu sein! Das war zu Beginn sehr ungewohnt, darauf war ich nicht vorbereitet. Ich weiß icht mal, ob ich es mir unbedingt gewünscht hätte! All die Blicke, die plötzlich auf einen gerichtet werden – das hat mich sehr verunsichert.

Was haben Sie von Ihrem aktuellen Film, von der Figur Chloé für sich behalten?

Ein Andenken, wie von jedem Dreh. Ein paar verrückte Schuhe im Bambi-Look und einen Kuchen aus Stoff und Federn, alles kleine Kunstwerke.

Und von „Amélie“?

Das kleine Fernglas, mit dem sie die Nachbarn beobachtet hat. Und ihren Bettüberwurf. Der liegt nun bei mir auf dem Bett.

Welche Erinnerung werden Sie von „Der Schaum der Tage“ ewig mit sich tragen?

Als Braut in einem durchsichtigen Cadillac-Cabrio mit Romain Duris über die Champs-Élysées zu fahren, die extra für uns gesperrt waren. Es gab jede Menge Schaulustige, die uns vom Straßenrand her bestaunten. So etwas erlebt man nur einmal im Leben!

Frankreich stand kopf, als vor Kurzem das Gerücht umging, Sie hätten geheiratet. Könnte der Film Sie auf den Geschmack gebracht haben?

Nein, nein, nein! Ich muss nicht alles, was ich vor der Kamera erlebe, auch im echten Leben erleben! Selbst wenn es etwas richtig Schönes war.

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