
Wer sich häufig in ausgedachte Szenarien reinsteigert, ist vermutlich von maladaptivem Tagträumen betroffen.
Tagträumen ist etwas, das wir alle hin und wieder tun. Es ermöglicht uns, in eine andere Welt einzutauchen, unsere Kreativität zu entfalten und uns von der Realität abzulenken. Doch was passiert, wenn das Tagträumen zur Sucht wird und unser tägliches Leben beeinträchtigt? Wenn wir uns sogar gefühlsmäßig in ausgedachte Dinge reinsteigern? Dahinter steckt das Phänomen maladaptives Tagträumen.
Was ist maladaptives Tagträumen?
Maladaptives Tagträumen ist ein Zustand, bei dem eine Person übermäßig viel Zeit damit verbringt, in fantasievolle Gedankenwelten einzutauchen. Dabei kann es sich um schöne Vorstellungen, aber sogar auch um schlimme Szenarien handeln. Die Betroffenen verlieren teilweise den Bezug zur Realität und vernachlässigen wichtige Aufgaben und Verpflichtungen, weil sie stundenlang in ihren Tagträumen gefangen sein. Schwierigkeiten, sich auf die Umgebung und die gegenwärtigen Aufgaben zu konzentrieren, sind dabei keine Seltenheit.
Der Allgemeinmediziner Dr. Sermed Mezher aus London erklärt das Phänomen auf Tiktok, das in den sozialen immer mehr von Usern thematisiert wird.
Ist maladaptives Tagträumen eine Krankheit?
Obwohl maladaptives Tagträumen kein offiziell anerkanntes psychologisches Krankheitsbild ist, wird es dennoch als ernstzunehmendes Problem betrachtet. Wenn das Tagträumen das tägliche Leben beeinträchtigt, Beziehungen darunter leiden oder die berufliche Leistungsfähigkeit nachlässt, sollte man aufmerksam werden. Es ist wichtig, dass Betroffene professionelle Hilfe suchen, um das Problem anzugehen.
Ursachen für maladaptives Tagträumen
Die Ursachen für maladaptives Tagträumen sind diffus und noch nicht ausreichend erforscht. Oftmals liegt ein Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) vor. Tagträume dienen häufig als Bewältigungsmechanismus, um unangenehmen Gefühlen, Problemen im Alltag oder Stress aus dem Weg zu gehen. Auch kann traumatische Erfahrungen oder Vernachlässigung in der frühen Kindheit kann das maladaptive Tagträumen begünstigen.
Behandlung von maladaptivem Tagträumen
Die Behandlung von maladaptivem Tagträumen kann verschiedene Ansätze umfassen. Eine psychotherapeutische Behandlung, wie zum Beispiel eine kognitive Verhaltenstherapie, kann helfen, die zugrunde liegenden psychischen Probleme anzugehen und alternative Bewältigungsstrategien zu erlernen. Der Einsatz von Medikamenten kann in einigen Fällen ebenfalls erwogen werden, insbesondere wenn begleitende psychische Erkrankungen vorliegen.
Darüber hinaus gibt es auch Maßnahmen, die Betroffene selbst ergreifen können, um das maladaptive Tagträumen einzudämmen. Eine bewusste Selbstreflexion und das Erkennen der maladaptiven Tagträume ist ein erster Schritt. Durch das Setzen von klaren Zielen und Prioritäten im Alltag kann man sich besser auf die Gegenwart konzentrieren. Regelmäßige Bewegung, Entspannungstechniken wie Meditation und der Austausch mit anderen Menschen können ebenfalls hilfreich sein, um das Tagträumen zu reduzieren.
Maladaptives Tagträumen kann das tägliche Leben stark beeinflussen und zu ernsthaften Problemen führen. Es ist wichtig, dass Betroffene sich ihrer Situation bewusst werden und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Mit der richtigen Unterstützung und eigenen Aktivitäten können sie lernen, das Tagträumen in gesunde Bahnen zu lenken und wieder eine ausgewogene Balance zwischen Fantasie und Realität zu finden.