
Schauspielerin Veronica Ferres, 45, im Gespräch mit FÜR SIE-Kolumnistin Amelie Fried
Sie porträtieren in Ihrem Buch Menschen, die sich für Kinder einsetzen. Warum ist Ihnen gerade dieses Thema so wichtig?
Ich wollte über etwas schreiben, das mich wirklich beschäftigt, und nicht, wie so oft angefragt wurde, irgendeinen Ratgeber „So bleibt man jung und schön“ oder ein Kochbuch. Kinder sind wunderbar, so faszinierend – aber auch schutzbedürftig. Deshalb möchte ich Menschen unterstützen, die sich für Kinder engagieren.
Wer davon hat Sie besonders bewegt?
Alle Porträtierten haben mich zutiefst beeindruckt. Die Pflegemutter zum Beispiel, die zeitweise Säuglinge aufnimmt, die von ihren Müttern nicht versorgt werden können. Oder die Kriminalhauptkommissarin aus Berlin, die sich um misshandelte und vernachlässigte Kinder kümmert. Sich mit diesen Leuten zu beschäftigen lässt einen innehalten und überlegen, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind.
Ihnen wird oft vorgeworfen, Ihr soziales Engagement diene der Selbstprofilierung. Wie gehen Sie mit solchen Vorwürfen um?
Ich kümmere mich nicht darum, sondern folge meinem Instinkt und mache das, was mir wichtig ist. Ich bin nicht geboren, um allen zu gefallen.
Welche Werte sind Ihnen dann wichtig?
Am wichtigsten ist mir sicher Zivilcourage. Das ist mir so beigebracht worden. Der Vater meiner Mutter hat während des Zweiten Weltkriegs Flüchtlinge versteckt. Der andere Opa wurde, weil er gegen das Nazi-Regime war, denunziert und als Frontfutter in die schlimmsten Kriegsgebiete geschickt. Er kam als Krüppel nach Hause. Bis heute nimmt es meinen 81-jährigen Vater mit, dass sein Vater so etwas erlebt hat, nur weil er seine Meinung offen geäußert hat.
Erziehung funktioniert ja vor allem über Vorbilder. Worin waren Ihre Eltern Vorbild?
Meine Mutter hat sich in einer Männergesellschaft behauptet, hat jeden Tag den Siebentonner-Lkw mit den Kartoffeln zum Markt gefahren. Mein Vater ist der gebildetste Mensch, den ich kenne. Er hat mein Interesse für Theater, Literatur und Geschichte geweckt.
Ursprünglich wollten Sie aber Medizin studieren – steckt in Ihnen eine Helferin?
Ja, durchaus. Schon als Siebzehnjährige habe ich ein Krankenhaus-Praktikum auf der Inneren Medizin gemacht, da musste ich Patienten füttern und ihre Bettpfannen leeren.
Hatten Sie keine Berührungsängste?
Überhaupt nicht. Die mochten mich dort. Aber dann ist meine Lieblingspatientin in meinen Armen gestorben, damit kam ich nicht klar. Zur gleichen Zeit ist auch noch ein Klassenkamerad an Leukämie gestorben, und da merkte ich: Medizin ist doch nichts für mich.
Sie leben sehr stark unter Beobachtung der Öffentlichkeit und haben mal gesagt, manchmal wünschten Sie sich, nicht bekannt zu sein. In welchen Situationen?
Als ich zum Beispiel mit Lilly schwanger war, haben sich die Paparazzi gegenüber in Mülltonnen versteckt, und immer wenn ich aus dem Haus kam, gingen die Deckel auf. Das tat mir leid für die Menschen, wegen des Gestanks, aber es war ein Eingriff in meine Privatsphäre. Es gibt Grenzen, und es wäre schön, wenn man sie einhält.
Wie schaffen Sie es, Lilly eine möglichst normale Kindheit zu ermöglichen?
Sie geht zum Beispiel auf eine englische Schule, wo mich 99 Prozent der Eltern nicht kennen. Wenn was Blödes in der Presse steht, versuche ich, ihr zu erklären, woher das kommt. Neid gibt es überall. Wichtig ist immer, sein Kind ernst zu nehmen. Mit ihm Zeit zu verbringen. Und ihm Werte zu vermitteln.
Wie vermittelt man die am besten?
Indem man lebt, was man sagt.
Und wie kriegt man es hin, ein gutes Verhältnis zum Ex-Mann zu haben – trotz mancher Verletzung in der Vergangenheit?
Man sollte nicht nach hinten schauen, sondern nach vorne. Ein Kind braucht seinen Vater, und Lilly weiß, dass sie einen Papa hat, der sie über alles liebt.
Und dafür schlucken Sie auch mal was runter, worüber Sie sich geärgert haben?
Das ist die Herausforderung. Nichts ist so wichtig wie das Glück des Kindes, erst recht nicht die eigene Befindlichkeit.
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