Maria Furtwängler im Interview

Maria Furtwängler im Interview

Die Schauspielerin und Ärztin Maria Furtwängler über Nächstenliebe, Berge, Yoga, die Bundesrepublik und andere Gründe, glücklich zu sein.

Maria Furtwängler© Getty Images
Maria Furtwängler im Interview

Bitte ehrlich, wie sehen Sie die Sache mit dem Becher: halb leer oder halb voll?

Ich bin eher optimistischer geworden. Ich finde die Welt, in der wir leben, wunderschön und versuche, jeden Tag zu genießen.

Wie gelingt Ihnen das?

In den vergangenen Jahren haben mich buddhistische Sichtweisen geprägt. Bewusst im Jetzt anwesend zu sein, das Gute und Richtige zu tun und nicht nur auf sich und seine Liebsten zu achten, ich glaube, gerade in Zeiten weltweiter Krisen ist das die große Herausforderung für uns alle.

Also geben und aktiv werden statt jammern und anprangern – Sie engagieren sich für notleidende Menschen, zum Beispiel in „Ärzte für die Dritte Welt“?

Ja, seit über zehn Jahren. Ich habe sicher schon vieles für meine Ärzte erreicht, aber ich weiß, ich könnte noch mehr machen. Ich würde gern eine Stiftung gründen, die sich um Kinderarmut in Deutschland kümmert. Ich müsste mir mehr Zeit nehmen.

Sie sind aber streng mit sich ...

Mir ist klar, dass ich in einer sehr privilegierten Situation lebe. Daraus erwächst eine Verpflichtung. Es geht um Demut und Dankbarkeit. Wenn ich davon etwas habe, habe ich das meiner Mutter zu verdanken, die sehr bescheiden ist und immer andere Werte als Geld hochhielt, wie etwa Nächstenliebe.

Und was hat Ihr Vater Ihnen mitgegeben?

Die Naturverbundenheit und den Mut, sich nicht einschränken zu lassen. Mein Vater ist ein Grenzbrecher. Wenn es irgendwo ein Verbot gibt, wird es von ihm tendenziell überschritten, erst dann wird es lustig. Er hat mir auch beigebracht zu provozieren.

Und klare Meinungen zu vertreten?

Ja, zum Beispiel über Benachteiligungen von Frauen, wenn es um Führungspositionen geht. Darüber diskutiere ich auch oft mit meinem Mann (Anm.: Verleger Hubert Burda).

In Ihrem aktuellen Fernsehfilm spielen Sie Ursula Heye, die Mutter des Ex- Regierungssprechers Uwe-Karsten Heye. Deren Leidensweg beginnt in der Nazi-Zeit und setzt sich in der DDR und Bundesrepublik fort. Wie sehr bewegt Sie dieses wahre Schicksal?

Es war nicht nur Leiden! Ende der 30er Jahre ist sie eine unbeschwerte junge Frau, die der Liebe ihres Lebens begegnet und die wie viele ihrer Zeit die Augen verschließt vor der sich abzeichnenden Grausamkeit Nazi-Deutschlands. Erst als der Krieg sie von ihrem über alles geliebten Mann trennt und sie den Terror am eigenen Leib zu spüren bekommt, wacht sie auf und beginnt zögerlich, sich zu wehren. Als man sie dann in der neu gegründeten DDR abermals zu etwas zwingen will, entscheidet sie sich zur Flucht. Eine starke Frau mit einer spannenden Entwicklung.

Was haben Ihre Mutter und Großmütter über den Krieg erzählt?

Die Mutter meines Vaters habe ich als eher kühl und wenig herzlich erlebt. Erst spät habe ich erfahren, dass sie zwei Söhne im Krieg verloren hat. Sie hat nie darüber gesprochen. Meine andere Großmutter war mit ihrem dritten Kind schwanger, als ihr Mann fiel. Und meine Mutter wurde als Kind aufs Land verschickt und war drei Jahre lang von ihrer Mutter getrennt. Das Weggegebenwordensein, das Nichtgewolltsein kann ein ganzes Leben prägen.

Hat sich das auf Ihr eigenes ausgewirkt?

Ich habe mich als junges Mädchen oft geschämt, Deutsche zu sein. Meine Brüder und ich besuchten die Französische Schule in München und gaben im Ausland oft vor, Franzosen zu sein.

Und heute ist die Scham vorbei?

Ja. Ich bin glücklich, in der Bundesrepublik aufgewachsen zu sein. Man müsste täglich Luftsprünge machen. Wir leben seit mehr als 60 Jahren in Frieden.

Gibt es Rituale, die Ihnen Kraft geben?

Das Yoga. Den Geist zur Ruhe bringen, aus dem Hamsterrad der Gedanken aussteigen. Auch auf einen Berg zu steigen macht mich glücklich. Man schaut auf die Probleme, die unten geblieben sind, und ist plötzlich ganz bei sich.

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