
So reagieren Sie passend auf einen veränderten Pflegealltag
Wer einen Angehörigen zu Hause pflegt, weiß, wie viele Aufgaben es zu bewältigen gilt. Der Spagat zwischen der Erfüllung eigener Bedürfnisse, einer situationsgerechten Pflege und Bürokratie ist nicht immer einfach. Corona hat bei vielen Personen die Pflegesituation in den eigenen vier Wänden umgekrempelt. Eingespielte Abläufe sind durcheinandergeraten und mussten neu festgelegt werden. Wir geben einen Ausblick auf mögliche Störfelder und verraten Ihnen mit praxisnahen Tipps, wie Sie Ruhe in den Pflegealltag bringen können.
Erhöhtes Infektionsrisiko für sich und die Pflegeperson
Ältere oder geschwächte Personen gehören zur Risikogruppe, wenn es um Corona geht. Daher ist es besonders wichtig, sie vor einer Infektion zu schützen. Die Pflegeperson selbst muss sich natürlich ebenfalls vor der Krankheit bewahren. Trotzdem soll eine auf Augenhöhe stattfindende und liebevolle Pflege umgesetzt werden. In der Praxis fällt das nicht immer leicht.
Unsere Tipps: Erklärung und Geduld
Manche Pflegebedürftige verfolgen die Nachrichten sehr aufmerksam und können daher nachvollziehen, warum die Änderungen im Pflegealltag sein müssen. Patienten mit Demenz beispielsweise können die Maßnahmen aber nicht immer verstehen. In diesem Fall sind Geduld und eine anschauliche Erklärung wichtig. Auf diese Weise können Sie der Pflegeperson begreifbar machen, warum die Abläufe nun anders sind.
Gesundheitlich höheres Risiko bei Infektionen von Pflegebedürftigen
Grundsätzlich kann jeder Mensch schwer an Corona erkranken. Allerdings wurde beobachtet, dass vor allem ältere Menschen und solche, mit einschlägigen Grunderkrankungen zu einem schweren Verlauf tendieren. Deshalb sollten Pflegebedürftige besonders sorgfältig vor einer Infektion geschützt werden.
Unsere Tipps: AHA-Regeln einhalten und Testungen durchführen
Die AHA- Regeln dienen dazu, die Ausbreitung von Sars-CoV-2 einzudämmen. Sie können sich daran aktiv beteiligen, indem Sie Abstand halten (A), Hygiene betreiben (H) und Alltagsmasken (A) tragen. Neben der Einhaltung der AHA-Regeln haben Sie auch die Möglichkeit, sich und den Pflegebedürftigen regelmäßig zu testen.
Mehr Materialverbrauch
Im Pflegealltag kommen viele Verbrauchsmaterialien zum Einsatz. Sie dienen dazu, den Pflegealltag zu erleichtern und die Hygiene sicherzustellen. In Zeiten von Corona verbrauchen Sie ganz automatisch mehr Pflegematerial. Handschuhe, Schutzkittel, FFP-Masken und Co. gehören wahrscheinlich zu Ihrem Alltag.
Unsere Tipps: Pflegehilfsmittel zum Verbrauch geltend machen
Wussten Sie, dass Ihnen monatlich aktuell bis zu 40 Euro für zuzahlungsfreie Pflegehilfsmittel zum Verbrauch zur Verfügung stehen? Das Budget wurde während der Pandemie sogar auf 60 Euro angehoben, da die Beschaffungskosten durch die Krise gestiegen sind. Bettschutzeinlagen, Handschuhe, Desinfektionsmittel und Mundschutz können mit dem Betrag gekauft werden.
Erhöhter Stresspegel
Der Pflegealltag ist anstrengend. Durch die Coronakrise verspüren vielleicht auch Sie mehr Stress. Das kann sich auch auf die Pflege auswirken, schließlich ist sie sowohl mental als auch körperlich herausfordernd. Um für eine pflegebedürftige Person da sein zu können, müssen Sie sich selbst fit fühlen.
Unsere Tipps: Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung
Stress setzt Ihrem Immunsystem und Ihrem Wohlbefinden zu. Mit ausreichend Bewegung können Sie einen positiven Einfluss auf Ihren Stresshormonspiegel nehmen und den Kopf freibekommen. Eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung unterstützt Ihr Immunsystem. Dem erhöhten Stresspegel kann auch mit Entspannungsmaßnahmen entgegengewirkt werden. Meditation und Traumreisen sind wundervolle Entspannungstaktiken, die auch von Pflegebedürftigen gerne in Anspruch genommen werden.
Das Gefühl von Überforderung
Besonders angespannt ist die Situation, wenn Sie selbst noch berufliche oder private Verpflichtungen haben und sich dann noch um eine pflegebedürftige Person im häuslichen Umfeld kümmern. Das Gefühl von Überforderung kann sich dann schnell einstellen. Der Gesetzgeber hat in dieser besonderen Pandemie-Lage darauf reagiert und verschiedene Angebote geschaffen bzw. verlängert. Sollten Sie sich akut überlastet fühlen, können Sie sich an das Pflegetelefon wenden.
Unsere Tipps: Unterstützung in Anspruch nehmen
Sie können sich beispielsweise nun 20 Arbeitstage von Ihrer Arbeit freistellen lassen, ehemals waren es 10 Arbeitstage. Somit lassen sich akute Pflegesituationen überbrücken, wenn die Pflege durch die Corona-Pandemie nicht wie gewohnt zur Verfügung steht. Zudem haben Sie die Möglichkeit, Ihre Familienpflegezeit und Pflegezeit flexibler zu nutzen. Das ist besonders dann für Sie interessant, wenn Sie Ihren Beruf und die Pflege unter einen Hut bringen müssen. Die schriftliche Ankündigung muss nur noch 10 Tage vorher beim Arbeitgeber eingehen, anstatt wie zuvor acht Wochen. Zudem müssen Sie die Familienpflegezeit nun nicht mehr direkt an die Pflegezeit anschließen.
Quellen:
- https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/corona-pandemie/informationen-fuer-pflegende-angehoerige
- https://www.aok.de/pk/uni/inhalt/coronavirus-hilfe-fuer-pflegende-angehoerige-1/