Mutter-Tochter-Unternehmen

Mutter-Tochter-Unternehmen

Mama als Geschäftspartnerin? Warum eigentlich nicht: Man kennt sich in- und auswendig, kann sich gegenseitig vertrauen und oft perfekt ergänzen. Drei ganz unterschiedliche Mutter-Tochter-Teams – und ihre erfolgreichen Unternehmen

Familienunternhmen - 1001 Gewürze© jalag-syndication.de
Mutter-Tochter-Unternehmen

Katharina Köster, 29, und Bettina Matthaei, 61, stellen duftende exotische Gewürzmischungen her und verkaufen sie immer erfolgreicher (www.1001gewuerze.de)

Gute Gewürzmischungen leben von unterschiedlichen Zutaten. Und vielleicht ist das bei guten Unternehmen genauso. Diesen Eindruck gewinnt man, wenn Katharina Köster und ihre Mutter Bettina Matthaei über ihre Gewürzmanufaktur sprechen. Tochter Katharina ist quirlig, lacht viel und zieht andere Menschen mühelos in ihren Bann. Da passt es hervorragend, dass die ausgebildete Journalistin die Bereiche Geschäftsführung, Verkauf und Marketing übernommen hat. Mutter Bettina dagegen erzählt am liebsten, wie sie verschiedenste Geschmacksnuancen für Gewürzmischungen durchprobiert und so lange tüftelt, bis alles stimmt. In den 80er Jahren hatte Bettina Matthaei eine Trickfilmfirma, erfand unter anderem die Knetmännchen für die „Sesamstraße“. Danach spezialisierte sie sich als Kochbuchautorin auf das Thema Gewürze.

„Mama ist der kreative Kopf, und ich bin der Chef“, erklärt Katharina Köster. In diese Position ist sie in den letzten Jahren immer mehr hineingewachsen. „Ich will hier mein eigenes Reich haben“, sagt sie und meint damit die Firmenräume im Norden Hamburgs, in denen es nach Anis, Zimt und Curry duftet. Bettina kommt zwar zu Besprechungen in die Firma – ihre Experimentierküche aber hat sie lieber zu Hause. „Diese Distanz brauchen wir“, sagt Katharina, und ihre Mutter lächelt und nickt. Trotzdem wirken die beiden sehr vertraut und eng verbunden. Dabei spielen auch die tragischen Umstände eine Rolle, unter denen sie das Unternehmen 2006 übernahm: Eigentlich hatte Mutter Bettina die Firma gerade mit Katharinas Mann, einem Vollblutkaufmann, gegründet. Doch Thorben starb unerwartet mit dreißig Jahren. Für Katharina war das, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Bettina fing ihre Tochter auf, war für sie da, kochte für sie. Irgendwann nahm sie Katharina mit auf eine Kreuzfahrt, auf der sie Gewürzseminare gab.

Als Mutter und Tochter zurückkamen, war beiden klar: Das Unternehmen wird eröffnet. Eine goldrichtige Entscheidung. Innerhalb von vier Jahren ist der Absatz enorm gestiegen, ihre Gewürzmischungen stehen mittlerweile sogar bei einer Supermarktkette im Regal. Die Firma hat drei feste Mitarbeiter und zahlreiche Honorarkräfte. Auch Katharinas neuer Freund arbeitet mit. Das Geheimnis ihres Erfolgs? Darin sind beide sich einig: „In unseren Produkten steckt viel Liebe.“

Moderne Dirndl von "Alpenmaedel"


Claudia Nowka, 35, und Marion Nowka, 63, schneidern mit viel Leidenschaft und Fantasie moderne Dirndl und verkaufen sie in ihrem Laden in der Münchener Innenstadt (www.alpenmaedel.de)
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Vom Hobby zum Traumberuf:„Ein Traum wurde wahr: Ich wollte schon immer Kleider entwerfen.“
 
Die Nähmaschine rattert. Sonst ist es still in dem Raum, in dem Mutter und Tochter zwischen Stoffballen, Kordeln, Garnen und Litzen sitzen. Mutter Marion Nowka näht Dirndl, Tochter Claudia stickt Blumen auf. Zwischendurch unterhalten sich die beiden. Über die Familie, über das Leben und vor allem über das Geschäft. Denn was aussieht wie ein gemütlicher Handarbeitsnachmittag, ist der Kern von Claudia und Marion Nowkas kleinem Unternehmen: Die Tochter entwirft fesche Dirndl in modernem Stil, und ihre Mutter näht sie.

Anfangs schneiderten die beiden nur für Freunde Kostüme für das alle zwei Jahre stattfindende historische Fest in ihrem Heimatort Neuburg an der Donau bei Ingolstadt. Bis dahin ein schönes Hobby. Doch während ihres Jurastudiums merkte Claudia Nowka, dass Dirndl sie zunehmend mehr faszinierten als Paragrafen in Gesetzbüchern. Die Idee, sich mit den Dirndln selbstständig zu machen, war geboren – und selbstverständlich musste ihre Mutter mit von der Partie sein. Die beiden fertigten mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft ihre erste Kollektion, die in kürzester Zeit ausverkauft war. Der Erfolg spornte an: 2007 mieteten sie einen Ladenraum in München. Die Nachfrage war riesig – und das ist bis heute so geblieben. Mit jeder neuen Saison verdoppelt sich nach wie vor der Umsatz.

Ihre wiedergefundene Nähe empfinden Mutter und Tochter als große Bereicherung: Beide können durch die Zusammenarbeit ihre unterschiedlichen Talente viel besser entfalten – und gemeinsam ihrer Leidenschaft für Stoffe folgen. „Für mich wurde ein Traum wahr, denn ich wollte schon immer, Kleider entwerfen“, sagt Claudia Nowka. Während des Studiums beneidete sie manchmal noch die Designstudenten. Heute ist sie selbst erfolgreich im Mode- Business. Auch für ihre Mutter ist es eine Erfüllung: „Es kommt mir vor, als hätte ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Für mich ist dieser Job ein ganz neuer Lebensabschnitt“, sagt sie. Und Tochter Claudia pflichtet ihr bei: „Seit wir das Geschäft zusammen machen, wirkt meine Mutter auch viel selbstbewusster.“ Sie selbst weiß natürlich ganz genau, was für ein Glück sie mit ihrer Geschäftspartnerin hat: Läuft etwas schief, kann man sich leichter gegenseitig auffangen, „weil wir uns eben in- und auswendig kennen. Wenn ich gestresst bin und mal fahrig werde, beruhigt meine Mutter mich schnell.“ – „Das ist halt Lebenserfahrung“, sagt Marion, blickt kurz auf, lächelt und näht konzentriert weiter.

Schilder von "Hanse-Schilder"

Cecilie Vajagic, 55, und ihre Tochter Nina, 35, haben mit viel Willensstärke in Hamburg gemeinsam eine kleine Firma für Schilder eröffnet (www.hanse-schilder.de)

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Positive Energie:„Wir fassten den Plan – und unsere Stimmung wurde sofort besser!“
Anfangs sind manche Kunden skeptisch: Da kommen zweiF rauen, auch noch Mutter und Tochter, guckensich Fassaden an, sprechen über Schilder, Beleuchtungen und 3-D-Buchstaben, messen, montieren, rühren gelegentlich sogar Zement an. „Aber die Skepsis weicht meist schnell der Begeisterung“, sagt Mutter Cecilie Vajagic stolz. Gerade diese zögerlichen Kunden beauftragen das Mutter-Tochter-Gespann immer wieder. „Besser, der Kunde kommt zurück als die Ware“, sagt Cecilie Vajagic, und Mutter und Tochter lachen herzlich. Dabei ist es erst knapp zwei Jahre her, dass die beiden beschlossen, sich zusammen selbstständig zu machen. Die Monate vor der Entscheidung waren alles andere als einfach:Nina,Grafikdesignerin und Expertin für Werbetechnik,war gerade nach über zehn Jahren in Kanada wieder nach Hamburg gekommen und fand keinen Job. Und auch Mutter Cecilie war auf Stellensuche als Bürokauffrau. Die beiden Frauen waren niedergeschlagen. „Doch als wir beschlossen hatten zusammen zu arbeiten, änderte sich die Stimmung schlagartig“, erzählt Tochter Nina.

Und wie das im Leben manchmal so ist: Aus dem Notfallplan wurde im Handumdrehen eine lukrative Geschäftsidee. Besonders Cecilie ist seitdem wie ausgewechselt: Neugier,Optimismus,Freude,Willenskraft all die Stärken, die ihr vorübergehend abhanden gekommen waren, kehrten zurück. Und mit dieser positiven Energie aufgeladen, ging sie los: Sie belegte ein Programm für Gründer, präsentierte ihre Geschäftsidee, mietete einen Laden. Dann stellte sie sich in der Nachbarschaft vor und schrieb Briefe an regionale Firmen. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. „Es meldeten sich sofort Leute bei uns und gaben Schilder in Auftrag“, erzählt Nina. In Toronto hat Nina zehn Jahre lang in einer kleinen Firma Schilder und Schriftzüge entworfen und auch selbst hergestellt. Die eher stille 35-Jährige, die sehr genau weiß, was sie kann, und die meiste Zeit schweigend in der Werkstatt verbringt, fühlt sich mit der Arbeitsteilung wohl: Sie ist die Fachfrau, ihre Mutter die Kontaktfrau. Warum gerade ein Mutter- Tochter-Unternehmen so viele Vorteile hat? „Wir glauben an die Fähigkeiten der anderen“, sagt Tochter Nina. Diese gegenseitige Bestätigung war besonders am Anfang wichtig. Mittlerweile ist das Geschäft längst ein Selbstgänger geworden.

Equal Pay Day
Die Aktion Equal Pay Day macht auf die klaffende Gehaltslücke aufmerksam, die immer noch zwischen Männern und Frauen besteht. Doch welche Gründe gibt es dafür?...
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