
Erektionsprobleme
Für Männer ist das „beste Stück“ sicherlich mit der größten Aufmerksamkeit verbunden. Welcher andere männliche Körperteil steht schon so sehr im Mittelpunkt wie der Penis? Steht er doch symbolisch für Selbstbewusstsein, Potenz und Manneskraft. Das ist nicht zu unterschätzen und kann die Herren der Schöpfung auch schnell unter Druck setzen, wenn es gerade hier zu Problemen kommt.
Was genau bedeutet „Erektionsstörung“?
Die Erektion des Mannes beschreibt einen komplexen Vorgang. Es ist ein Zusammenspiel von Nerven der verschiedensten Ebenen (Gehirn, Becken, Rückenmark), Botenstoffen, Blutgefäßen und Muskeln, die dafür sorgen, dass die Blutzufuhr durch eine Erweiterung der Arterien gesteigert wird. Das Blut staut sich in den Schwellkörpern und das Glied wird steif.
Eine Erektionsstörung (oder medizinisch genauer gesagt eine erektile Dysfunktion ED) bedeutet, dass der Penis nicht fähig ist, die ausreichende Steife beim Geschlechtsverkehr zu erlangen. Wenn das „beste Stück“ einmal oder nur ab und zu seinen Dienst verweigert, so handelt es sich nicht immer gleich um eine Störung – auch Stress und Müdigkeit können Gründe sein. Erst wenn es beim Sex in mehr als 2/3 der Versuche nicht zu einer Erektion kommt und dieser Zustand über mehr als 6 Monate anhält, so liegt eine erektile Dysfunktion vor. Eine andauernde Erektionsstörung macht den Geschlechtsverkehr unmöglich und ist eine Krankheit, die vom Arzt genauer untersucht werden sollte.
Fakten
Auch wenn Erektionsprobleme Männer jeden Alters treffen können, so steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer Erektionsstörung zu erkranken, mit zunehmendem Alter doch an.
Eine Kölner Studie aus dem Jahr 2000 hat folgende Ergebnisse veröffentlicht:
Prävalenz der erektilen Dysfunktion:
• 2,3% bei 30-39-jährigen Männern
• 9,5% bei 40-49-jährigen Männern
• 15,7% bei 50-59-jährigen Männern
• 34,4% bei 60-69-jährigen Männern
• 53,4% bei 70-80-jährigen Männern
Welche Ursachen können Erektionsprobleme haben?
Sowohl Männer als auch Frauen müssen oftmals vielen Anforderungen in Job, Familie & Co. gerecht werden. Da sei es schon mal erlaubt, dass die Leistungskurve im Bett einknickt. Aber das ist kein Grund zur Panik, und kein Mann sollte sich von einer gelegentlichen Flaute entmutigen lassen. Dennoch gibt es einige Faktoren, welche die „Männlichkeit“ beeinflussen können:
Körperliche Ursachen
Oft treten Erektionsprobleme im Zusammenhang mit Erkrankungen auf. Sei es als Folge einer Operation (speziell im Genitalbereich), einer Fehlbildung oder andere körperliche Ursachen wie:
• Herz- und Gefäßerkrankungen (z.B. Arteriosklerose, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit)
• Stoffwechsel- und Organerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Schilddrüsenerkrankungen)
• Erkrankungen von Nerven und Gehirn (z.B. Multiple Sklerose, Schlaganfall, Bandscheibenvorfall)
• Erkrankungen im Genitalbereich (z.B. Vorhautverengung, Missbildungen des Penis, Entzündungen der Prostata)
Den meisten Fällen einer Impotenz liegt tatsächlich eine organische Beeinträchtigung zugrunde und kann daher oft wirksam behandelt werden. Nehmen wir als Beispiel einmal Erektionsprobleme in Folge der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Hierbei lagern sich die Zuckermoleküle an den Wänden der Blutgefäße ab. Es gelangt nicht genügend Blut in die Schwellkörper, so dass das Glied schlaff bleibt. Sind die Blutzuckerwerte aber ideal eingestellt und achten Sie zusätzlich auf einen gesunden Lebensstil (kein Nikotin oder Alkohol, ausreichend Bewegung und eine abwechslungsreiche Ernährung), so können die Blutfettwerte positiv beeinflusst und eine Erektionsstörung vermieden werden.
Wichtig ist es, die Gründe der erektilen Dysfunktion so genau wie möglich durch einen Facharzt aufklären zu lassen, um so mit der richtigen Therapie den maximalen Erfolg zu erzielen.
Psychische Ursachen
Neben den körperlichen, bzw. organischen Gründen einer Erektionsstörung, können auch psychische und seelische Probleme ein Auslöser sein. Spielt sich doch die Sexualität nicht nur im Genitalbereich, sondern vor allem im Kopf ab. Oftmals vermischen sich hierbei die Ursachen. Körperliche Potenzprobleme, z.B. aus übertriebenen Erwartungshaltungen oder Leistungsdruck, können sogar Depressionen auslösen. Wer ständig darüber nachdenkt, beim nächsten Mal möglicherweise wieder zu versagen, der ist nicht entspannt und wird auch beim nächsten Mal wieder „versagen“.
Die häufigsten psychischen Ursachen sind:
• Depressionen
• Stress (beruflich oder privat)
• Spannungen in der Partnerschaft
• Leistungsdenken
• Versagensängste
• Angst vor Schwangerschaft oder Geschlechtskrankheiten
• Persönlichkeitsstörungen oder reduziertes Selbstwertgefühl
• Traumatische, sexuelle Erfahrungen
Alter als Ursache
Sex ist die „Würze des Lebens“ und steht für Lebensfreude und eine intakte Beziehung. Gerade heutzutage spielt ein erfülltes Sexleben im Alter für uns noch eine wichtige Rolle. Ab einem Alter von 40 Jahren nimmt jedoch die Erektionsfähigkeit ab. Schuld ist der zunehmende Elastizitätsverlust des Bindegewebes am Penis. So leidet fast jeder zweite 50-60-jährige Mann an leichten Potenzstörungen. Die Zahl nimmt mit steigendem Alter zu. Oftmals bleibt betroffenen Männern dann ab 70 eine Erektion ganz versagt.
Aber auch wenn ca. 2/3 aller Männer mit zunehmendem Alter mit einer Potenzstörung konfrontiert werden, so geht es natürlich auch andersherum: das „Älter werden“ ist nicht zwangsläufig auch mit Erektionsstörungen verbunden, denn jeder 4te über 80-jährige Mann kann sich noch seiner uneingeschränkten Potenz erfreuen.
Bei Erektionsstörungen kann der Mann z.B. auch durch die Einnahme von Tabletten oder das Aufpumpen des Schwellkörpers mit einer Penispumpe gut gegensteuern. Oftmals ist nur das Erleben der spontanen Sexualität nicht mehr ganz so einfach. Aber auf das sexuelle Erlebnis muss nicht komplett verzichtet werden.
Medikamentenbedingte Erektionsstörung
Die Einnahme verschiedener Medikamente kann eine Erektionsstörung als Nebenwirkung haben. Hier kann Ihnen aber der behandelnde Arzt Auskunft erteilen und eventuell eine Alternative anbieten. Meist verschwinden die Probleme auch mit dem Absetzen der Medikamente wieder, genau so schnell wie sie gekommen sind.
Folgende Medikamente begünstigen Erektionsstörungen:
• Herz-Kreislauf-Medikamente (z.B. Beta-Rezeptoren-Blocker, ACE-Hemmer, Diuretika, Digoxin)
• Psychopharmaka (z.B. Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Neuroleptika, Appetitzügler)
• Hormone und Antihormone
• Sonstige Medikamente (z.B. Parkinsonmedikamente, Magen-Darm-Medikamente, Antirheumatika)
Was kann Mann bei Erektionsstörungen tun?
Vermuten Sie bei sich oder Ihrem Partner eine Erektionsstörung, so ist es sinnvoll sich von einem Facharzt untersuchen zu lassen. Erektionsprobleme sind mittlerweile gut behandelbar. Wichtig ist jedoch: je genauer und sorgfältiger die Diagnose, umso besser die Behandlungserfolge.
Folgende Therapiemöglichkeiten gibt es:
Medikamente:
Die PDE-5-Hemmer gehören mittlerweile zum Standard, wenn es um die Behandlung von erektiler Dysfunktion geht. Die Tabletten sorgen für eine Vasodilatation (Erweiterung) der Gefäße im Penis, so dass die Schwellkörper besser durchblutet werden und die Erektion ausgelöst wird.
PDE-5-Hemmer dienen jedoch nicht zur Steigerung der Lust, sondern helfen, die Erektion zu verbessern. Wie bei vielen anderen Medikamenten haben auch PDE-5-Hemmer unterschiedlichste Nebenwirkungen. Lassen Sie sich daher vor der Einnahme gründlich durch Ihren Arzt beraten, denn dieser achtet auch ganz genau darauf, ob das Medikament für Sie geeignet ist. Bei einem erhöhten Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist eine Therapie mit PDE-5-nämlich nicht empfehlenswert. Die Kosten trägt der Betroffene selbst.
Örtliche Behandlungen
Wenn Sie keine PDE-5-Hemmer einnehmen möchten oder die Form der Therapie nicht anschlägt, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten örtlicher Behandlungen.
SKIT/SKAT System (Schwellkörper-(Auto)Injektionstherapie):
Bei dieser Methode handelt es sich um ein recht kompliziertes Verfahren. Der betroffene Mann spritzt sich die Lösung in den Schwellkörper und sorgt so für die Erhöhung der Durchblutung des Schwellkörpers. Keine risikofreie Anwendung, die in jedem Fall eine intensive Einweisung des Arztes bedarf. Nicht selten sind Blutungen, Infektionen oder Entzündungen unerwünschte Nebenwirkungen. Vorteil dieser Therapiemethode ist jedoch, dass sie auch bei Männern funktioniert, deren Nervenbahnen zwischen Gehirn und Penis unterbrochen sind, wie z.B. bei einer Querschnittslähmung.
MUSE (Medikamentöses Urethrales System zur Erektion):
Sollten Spritzen Sie eher abschrecken, so wird Ihr Arzt Sie sicher auch über die MUSE Behandlung informieren. Bei dieser Therapie-Form werden Stäbchen oder eine Creme, die den Wirkstoff Alprostadil enthalten, in die Harnröhre eingeführt. Ähnlich der SKAT-Therapie werden so die Blutgefäße erweitert und das Blut strömt in die Schwellkörper, was eine Erektion zur Folge hat. Auch diese Form der Behandlung wirkt bei gestörten Nervenbahnen.
Vakuumpumpe:
Der Mann auch noch die Möglichkeit auf eine Vakuumpumpe zurückzugreifen. Die Anwendung ist denkbar einfach: es wird ein Zylinder mit Saugpumpe auf das Glied gesetzt. Durch das Absaugen der Luft entsteht ein stimulierendes Vakuum. Das hat zur Folge, dass das Blut verstärkt durch die Schwellkörper fließt und eine Erektion entsteht. Diese kann durch das Anbringen eines Gummirings an der Peniswurzel gehalten werden. Wichtig: nach spätestens 30 Minuten muss dieser entfernt werden, da es sonst zu Durchblutungsstörungen im Glied kommen kann.
Operative Verfahren
Neben den örtlichen und medikamentösen Behandlungstherapien gibt es noch die Möglichkeit eines operativen Eingriffs. Wenn die Therapien nicht anschlagen, können Männer durch ein Schwellkörperimplantat (Penisprothese) wieder zu einer erfüllten Sexualität finden. Die Implantate werden operativ im Glied eingesetzt und ermöglichen die künstliche Versteifung.
Gefäßoperationen zur Verengung der Blutgefäße am Penis werden heutzutage nur noch sehr selten vorgenommen. Diese Eingriffe verhindern, dass das angesammelte Blut zu früh abfließt und keine Erektion entstehen kann.
Weitere hilfreiche Tipps
1) Keine Angst vor einer Psychotherapie.
Wenn die Ursachen der Erektionsprobleme psychischer Natur sind, ist eine Therapie absolut sinnvoll. Körper und Seele lassen sich nur selten voneinander trennen. Oftmals kann auch der Partner mit eingebunden werden – das festigt die Partnerschaft zusätzlich.
2) Einnahme von Hormonen.
Liegt vielleicht ein Testosteron Mangel vor? Dann kann es wirksam sein, den Körper zusätzlich mit dem Hormon zu versorgen – ob Pflaster, Tablette oder Injektion bleibt Ihnen überlassen. Oftmals wird die Wirksamkeit der PDE-5-Hemmer verbessert, wenn zeitgleich eine Hormontherapie durchgeführt wird.
3) Regelmäßig zum Arzt.
Auch wenn der Besuch beim Arzt für Männer eine Überwindung ist, so sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig für die Gesundheit. Ihr Auto bringen sie doch auch regelmäßig in die Werkstatt.
4) Beckenbodentraining für den Mann.
Ein gut trainierter Beckenboden ist nicht nur wichtig für die Damen, sondern auch für Männer gilt: gute Beckenbodenmuskulatur = zufriedenstellende Erektion.
5) Gesunder Lebensstil.
Ausgewogene Ernährung und viel Bewegung sorgen für eine gute Herz-Kreislauf Basis und halten Sie in einer gesunden Balance.
6) Umgang mit Stress.
Auch Männer dürfen und müssen sich mal eine Auszeit von Arbeit, Alltag und der Hektik des Lebens nehmen, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Nur wer abschalten und zur Ruhe kommen kann, hat Kraft und Energie für ein erfülltes Sexualleben.
Wie Sie sehen, gibt es eine Menge Möglichkeiten, um einer erektilen Dysfunktion den Kampf anzusagen. Welche für Sie die Richtige ist, entscheiden Sie selbst. Die oberste Priorität sollte jedoch sein, sich nicht zu verschließen, sondern mit seinem Partner offen darüber zu sprechen. Erektionsprobleme können sonst schnell zu Schuldgefühlen und Spannungen in der Partnerschaft führen.
Verlieren Sie auf keinen Fall den Spaß und die Freude an der schönsten Nebensache der Welt, auch wenn er mal nicht seinen Mann stehen kann. Ein romantischer Abend bei leckerem Essen, einem guten Glas Wein und einer anregenden Unterhaltung ist genauso wichtig und erfüllend für eine gute Partnerschaft.
